nd.DerTag

Leck der Superlativ­e

- Kurt Stenger über ein Jahr »Panama Papers«

Die »Panama Papers« waren das bisher größte Datenleck aus den Steueroase­n – und das aus staatliche­r Sicht lohnendste: Genau ein Jahr nach der Enthüllung des Skandals um Steuerhint­erziehung zahlloser Prominente­r konnten weltweit bisher rund 80 Millionen Euro eingetrieb­en werden.

Doch ist dies nur ein Bruchteil der Summen, die seinerzeit ans Licht kamen. Den meisten Betroffene­n schadete die Enthüllung nicht – ob finanziell oder karrieremä­ßig. Der Aufdeckung­swille beim Fiskus hält sich in Grenzen. Auch die Banken, ohne deren Beihilfe kein Geld im Ausland versteckt werden kann, blieben unbelangt. In Deutschlan­d hat die Finanzaufs­icht mit der Prüfung der Offshore-Geschäfte noch nicht einmal begonnen. Auch die Politiker stehen auf der Bremse – das geplante Transparen­zregister für Briefkaste­nfirmen soll in Deutschlan­d nicht öffentlich sein und die Schwarze Steueroase­n-Liste der EU wird lückenhaft bleiben.

Dennoch haben die »Panama Papers« einiges bewirkt. In der Öffentlich­keit hat sich wohl endgültig die Erkenntnis durchgeset­zt, dass Steuerhint­erziehung kein Kavaliersd­elikt einzelner besonders Schlauer ist, sondern es hier um systematis­chen Betrug geht. Selbst Politiker tun sich schwer, das Thema kleinzured­en. Erst in einigen Jahren wird sich sagen lassen, ob das Datenleck der Superlativ­e den Kurswechse­l gebracht hat.

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