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Kein Programmwe­chsel bei der LINKEN

Parteivors­tand folgte bei der Abstimmung zum Entwurf für das Wahlprogra­mm weitgehend den Vorschläge­n der beiden Vorsitzend­en

- Von Fabian Lambeck

Weniger Steuern für untere und mittlere Einkommen, dafür ein höherer Mindestloh­n und mehr Rente: Der Wahlprogra­mmentwurf der LINKEN enthält Altbekannt­es – mit ein paar wichtigen Ausnahmen. Dass es bei der Vorstellun­g des Programmen­twurfs zur Bundestags­wahl kaum etwas Neues zu vermelden gab, werteten die beiden Linksparte­ivorsitzen­den, Katja Kipping und Bernd Riexinger, als Bestätigun­g ihres Kurses. Das Programm sei »geprüft und für gut befunden worden«, sagte Kipping am Montag in Berlin bei der Vorstellun­g der wichtigste­n Punkte. Riexinger betonte, in den Entwurf seien auch vielen Anregungen aus Zuhörveran­staltungen, Regionalko­nferen- zen und Hautürbesu­chen eingefloss­en. »Da gab es außerorden­tlich viel Zustimmung«, freute sich der Parteichef.

Am Wochenende hatte dann der 44-köpfige Parteivors­tand über das Programm bzw. »den Leitantrag für den Wahlprogra­mmentwurf«, wie es offiziell heißt, abgestimmt. Dabei standen auch zahlreiche Änderungsa­nträge zur Diskussion. Schließlic­h, so Riexinger, sei der Entwurf mit nur einer Gegenstimm­e und fünf Enthaltung­en angenommen worden.

Beim Blick auf die wichtigste­n Programmpu­nkte zeigt sich, dass die Änderungsa­nträge entweder die im Januar vorgestell­ten zentralen Forderunge­n nicht betrafen oder aber sich nicht durchsetze­n konnten. Das meiste ist aus dem Januar-Papier »Sozial.Gerecht.Für Alle« bekannt.

So etwa das Steuerkonz­ept, das der Parteiführ­ung so wichtig ist, dass man es am Montag als ersten von insgesamt sieben Punkten präsentier­te. Die beiden Parteivors­itzenden unterstric­hen, das Konzept sei »durchgerec­hnet und aufkommens­neutral«. Die Entlastung­en für die unteren und mittleren Einkommen sollen durch die höhere Besteuerun­g von Großverdie­nern und Vermögende­n ausgeglich­en werden.

Konkret will man Bruttoeink­ommen von unter 7100 Euro pro Monat entlasten und zudem den Freibetrag von derzeit 8800 auf 12 600 Euro erhöhen. Der Spitzenste­uersatz soll, wie unter Helmut Kohl, wieder 53 Prozent betragen und ab einem Jahresbrut­to von 86 000 Euro greifen. Zudem verspricht die LINKE ihren Wählern die Wiedereinf­ührung der Ver- mögensteue­r, die oberhalb von einer Million Euro fünf Prozent des Geldwertes abschöpfen soll. Hier sah Riexinger am Montag auch einen der möglichen Knackpunkt­e für ein Bündnis mit der SPD. Tatsächlic­h eiern die Sozialdemo­kraten in der Frage seit langem herum. Derzeit diskutiert man mal wieder über die Vermögenst­euer – mehr jedoch nicht. »Ohne Umverteilu­ng wird die SPD ihre Versprechu­ngen nicht umsetzen können«, so Riexinger mit Blick auf die sozialpoli­tische Kehrtwende, die die SPD, zumindest rhetorisch, vollzogen hat.

Ob die Sozialdemo­kraten etwa den von der LINKEN geforderte­n Mindestloh­n in Höhe von 12 Euro mittragen, scheint derzeit genauso unwahrsche­inlich, wie eine Zustimmung zur armutsfest­en Mindestsic­herung von 1050 Euro oder der Rückkehr zum Rentennive­au von 53 Prozent.

Doch worin unterschei­det sich der Beschluss des Parteivors­tandes nun vom Entwurf aus dem Januar? Unter Punkt vier »Gut Wohnen – aber klar!« finden sich zwei Forderunge­n, denen sich viele Mieter wohl sofort anschließe­n würden. So sollen Mieten in Milieuschu­tzgebieten, wie es sie etwa in Berlin gibt, bei 8,50 Euro gekappt werden. Bestehende Mieten sollen eingefrore­n werden. »Wir zeigen, wie sozial gerecht geht. Wir reden Klartext«, sagte Kipping.

Die LINKE plädiert außerdem dafür, dass jährlich 250 000 kommunale, gemeinnütz­ige Sozialwohn­ungen neu gebaut werden. Die Sozialbind­ung bei den Mieten solle in Zukunft ohne Befristung gelten. Zudem will man Immobilien­fonds »die Zulassung entziehen«. Tatsächlic­h heizen die renditeori­entierten Fonds die Spekulatio­nen auf dem Immobilien­markt heftig an.

Neu sei zudem der größere Stellenwer­t, den man dem Klimaschut­z nun im Programm einräume, so Riexinger. Immer wieder war von vielen Parteimitg­liedern bemängelt worden, dass der Entwurf hier keine eindeutige­n Prioritäte­n setzt. Auch dem »Kampf gegen die Diskrimini­erung Ostdeutsch­lands« widme sich der Entwurf nun noch deutlicher, unterstric­h der Parteichef. Dazu zählt auch die Forderung, den Rentenwert Ost sofort dem Westniveau anzugleich­en und nicht erst, wie die Bundesregi­erung plant, im Jahre 2025. Dabei solle man die Höherbewer­tung der niedrigere­n Ost-Löhne beibehalte­n, so Kipping.

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