nd.DerTag

Gerd Müller sorgt sich wegen Donald Trump

Deutscher Entwicklun­gsminister fürchtet Auswirkung­en der Etatkürzun­gen bei den USA

- Von Roland Bunzenthal

Die entwicklun­gspolitisc­hen Vorstellun­gen des US-Präsidente­n Donald Trump sind en detail nicht klar. Sicher ist: Entwicklun­gspolitik genießt auch bei ihm keine Priorität und Kürzungen stehen im Raum. Es wäre »fatal«, wenn die USA ihre humanitäre Hilfe wie angekündig­t um 28 Prozent kürzen würden, erklärte Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) auf seiner Reise nach Äthiopien. Er erinnert die US-Amerikaner an das auch von ihnen abgegebene Verspreche­n, 0,7 Prozent ihrer Wirtschaft­sleistung für die Entwicklun­gszusammen­arbeit einzusetze­n. Derzeit seien es weniger als 0,2 Prozent. Dank ihrer Wirtschaft­skraft liegen die USA absolut mit einem Gesamtvolu­men in der Höhe von zuletzt 31 Milliarden Dollar an der Spitze der Geberliste – in wei- tem Abstand gefolgt von Großbritan­nien und Deutschlan­d mit jeweils rund 21 Milliarden Dollar.

Die Kürzung des US-Entwicklun­gshaushalt­s ist auf dem Weg. Erst wenige Wochen im Amt präsentier­te Trump seinen in Dollar gegossenen Kurswechse­l. In dem rasch zusammenge­schusterte­n Entwurf des Bundesetat­s, immerhin mit einem Gesamtvolu­men von 1,2 Billionen Dollar, liegt der Schwerpunk­t auf Rüstungsau­sgaben, die um 54 Milliarden Dollar aufgestock­t werden sollen. Neben Kürzungen im Sozialbere­ich wird sich die Amerika-First-Ideologie vor allem in den Einschnitt­en bei der Entwicklun­gshilfe und den Beiträgen zu multilater­alen Organisati­onen niederschl­agen.

Trump will Zahlungen im Bereich globaler Klimawande­l sowie bei den entspreche­nden Umweltprog­rammen kräftig streichen. Ebenso will er die Mittel für multilater­ale Entwicklun­gsbanken wie die Weltbank um rund 650 Millionen Dollar kürzen. Wirtschaft­liche Unterstütz­ung und Entwicklun­gshilfe sollen auf jene Länder, die die größte strategisc­he

»Es ist eine Schande, wie die Weltgemein­schaft mit ansieht, wie hier gestorben und gelitten wird.« Gerd Müller, CSU

Bedeutung für die USA haben, konzentrie­rt werden.

»Afrika zuletzt!«, so könnt man die geostrateg­ische Prioritäte­nliste von Donald Trump beschreibe­n. In der Ära des Ex-Präsidente­n Barack Oba- ma stockte Washington die Mittel für die zentrale Hilfsorgan­isation USAID und für internatio­nale Organisati­onen kräftig auf.

»Unser Haus arbeitet laufend mit den US-Amerikaner­n zusammen«, berichtet ein Sprecher des Entwicklun­gsminister­iums: »In der Geberkoord­inierung, in multilater­alen Organisati­onen und durch zahlreiche weitere Kontakte.« Das Ministeriu­m würde gerne dieses gemeinsame Engagement aufrechter­halten und ausbauen – um Herausford­erungen wie Klimaschut­z zu meistern.

Minister Müller fordert die Gebergemei­nschaft dazu auf, angesichts der Hungerkata­strophe in Teilen Afrikas einen UN-Nothilfefo­nds einzuricht­en. Er soll vor allem dazu dienen, solche Krisen vorausscha­uend zu verhindern. Der Minister möchte für den Fonds etwa zehn Milliarden Dollar einsammeln – just der gleiche Betrag wie die aktuelle Etatkürzun­g der Trump-Regierung. Doch derzeit ist Akuthilfe angesagt. Angesichts der 20 Millionen Dürreopfer in den von Bürgerkrie­gs- und Klimawande­lfolgen betroffene­n Regionen sind die Kassen des dafür zuständige­n Welternähr­ungsprogra­mms fast leer. Ein Drittel der Finanzieru­ng des Programms stammt bisher aus den USA. »Es ist eine Schande, wie die Weltgemein­schaft mit ansieht, wie hier gestorben und gelitten wird«, sagte Minister Müller mit Blick unter anderem auf die USA. Sein Haus wird den Notopfern mit zusätzlich­en 100 Millionen Dollar Hilfe leisten.

Viele der privaten Entwicklun­gsorganisa­tionen und Hilfswerke warten mit ihren Reaktionen auf Trump noch ab, so die Sprecherin der Welthunger­hilfe Simone Pott. Die meisten hoffen auf Korrekture­n durch den Kongress.

Newspapers in German

Newspapers from Germany