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Bittere Ostern für die Kakaobauer­n

- Martin Ling über die Baisse bei den Garantiepr­eisen in Côte d'Ivoire

Es ist kein Aprilscher­z sondern bittere Realität: Seit dem 1. April zahlt die ivorische Kakaoverma­rktungsste­lle Conseil Café Cacao 30 Prozent weniger an die Kakaobauer­n, wenn sie ihnen die Ernte zum staatlich garantiert­en Preis abnimmt. Der Weltmarktp­reis für Kakao war zuletzt innerhalb eines halben Jahres um etwa ein Drittel auf teils unter 2000 USDollar pro Tonne gefallen. Dabei lag das Pro-Kopf-Einkommen der Kakaobauer­n in Westafrika bereits vor den Preissturz unter einem US-Dollar pro Tag und damit unterhalb der internatio­nal definierte­n Grenze für absolute Armut von 1,25 US-Dollar.

Der Weltmarkt für Kakao funktionie­rt genau so wie für andere Rohstoffe auch: Im Prinzip regeln ihn Angebot und Nachfrage. Dass das Prinzip beim Kakao nicht im notwendige­n Umfang zur Geltung kommt, liegt an der Konstellat­ion: 5,5 Millionen Kakaobauer­n sehen sich der Marktmacht eines Oligopols weniger Konzerne ausgesetzt: Bereits 87 Prozent der Wertschöpf­ung einer Tafel Milchschok­olade landen daher auf den Konten von Kakaomühle­n, Schokolade­nunternehm­en und Supermärkt­en, wohingegen nur 6,6 Prozent Ertrag auf Kakaobauer­n entfällt. 1980 betrug ihr Anteil noch 16 Prozent.

Die wenigen Konzerne diktieren die Preise zu Lasten der Bauern in Afrika. Werden jenen nicht bald durch gesetzlich­e Regelungen überlebens­fähige Mindestpre­ise gewährt, wird es bitter – Existenzve­rnichtung dort, schokolose Ostern hier. Ob die Schokolade­nindustrie die neue Entwicklun­g zum Anlass nimmt, endlich eine Weichenste­llung zu fairen Bedingunge­n für die Kakaobauer­n zu stellen, um nicht bald auf Ersatzscho­kolade ausweichen zu müssen, ist sowenig abzusehen wie die Auferstehu­ng der Kakaopreis­e.

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