Potsdam startet ins Digitalzeitalter
Hasso-Plattner-Institut: Privat finanzierte Fakultät erstmals Teil von öffentlicher Universität
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) ist jetzt Teil der Universität Potsdam. Seit Samstag ist es als Digital Engineering Fakultät die erste privat finanzierte Abteilung einer öffentlichen Universität in Deutschland. Erneut macht der Software-Milliardär Hasso Plattner in Potsdam von sich reden. Nachdem er die historische Fassade und das Kupferdach für das Landtagsschloss aus eigener Tasche bezahlt und im wiedererstandenen Palais Barberini ein privates Kunstmuseum eröffnet hat, bringt der kürzlich ernannte Potsdamer Ehrenbürger das nach ihm bekannte Institut HPI als sechste Fakultät in die Universität Potsdam ein. Seit dem 1. April firmiert es als Digital Engineering Fakultät der Universität. Fachlich begleitet und unterstützt wurde dieser Schritt durch das Wissenschaftsministerium.
Ministerin Martina Münch (SPD) hat diese erste privat finanzierte Fakultät an einer öffentlichen deutschen Universität am Montag gemeinsam mit Universitätspräsident Oliver Günther und HPI-Direktor Christoph Meine vorgestellt.
Mit dieser einmaligen Verbindung von privatem Engagement und öffentlicher Forschung und Lehre be- trete man zweifellos Neuland, sagte die Wissenschaftsministerin aus diesem Anlass. Diese »neue und absolut ungewöhnliche Form der Wissenschaftskooperation« gestatte ein Passus im entsprechenden Landesgesetz.
Dennoch solle es das Hasso-Plattner-Institut weiter geben – als GmbH und beispielsweise auch als Geldgeber für die neue Fakultät. Mit der neuen Form von Partnerschaft werde die ohnehin enge Kooperation zwischen Institut und Universität – ihre Professoren und Studierenden waren schon immer gleichzeitig auch Angehörige der Universität – auf eine neue Stufe gestellt.
Münch lobte die von Hasso Plattner 1998 in Potsdam gegründete Wissenschaftseinrichtung als weltbekannte Marke, die sehr begehrte Studienplätze bereithalte und bei internationalen Vergleichen Spitzenwerte belege. Die Ministerin kündigte an, dass einer der Arbeitsschwerpunkt der neuen Fakultät die Medizinforschung sein werde.
Universitätspräsident Oliver Günther erklärte: »Sie sehen einen glücklichen Präsidenten vor sich.« Er unterstrich, dass durch diese neuartige Verbindung die Freiheit der Lehre und Forschung nicht gefährdet und keineswegs privaten Zwängen unterworfen sei. Darauf habe die Universität »höchsten Wert gelegt« und in den Verhandlungen auch darauf bestanden. »Hasso Plattner kennt das Grundgesetz«, so Günther. Er habe sich darauf eingelassen, dass keineswegs der Grundsatz »Wer bezahlt, bestimmt auch die Musik« gelte. Das sei ihm hoch anzurechnen.
Es sei vor allem Hasso Plattner zu danken, dass Deutschland im heutigen weltweiten Vergleich bei der Informationstechnik keineswegs mehr so rückständig dastehe wie noch in den 1980er Jahren, so der Universitätspräsident. Sicher lägen die USA noch immer vorn, doch »hat sich das seither ein wenig zugunsten von Deutschland verschoben«.
Von der »neuen und ungewöhnlichen Konstruktion« verspreche er sich einen belebenden Einfluss auf das Gründungsgeschehen in der Region Berlin-Brandenburg, fuhr der Präsident fort. Schon jetzt sei die Universität führend bei der Entstehung neuer Firmen, die von Studierenden oder Ex-Studierenden geschaffen würden. »Ich hoffe noch, das erste DAX-Unternehmen zu erleben, das aus der Region Berlin-Brandenburg stammt.« Es sei ihm ein Bedürfnis, dem Ehrenbürger Hasso Plattner persönlich für sein Engagement zu danken. Kaum ein zweiter Initiator würde »in relativ fortgeschrittenem Alter« es auf sich nehmen, in Forschung und Lehre so aktiv zu sein wie eben Plattner.
HPI-Direktor Christoph Meinel, zugleich Geschäftsführer des Instituts, kam auf den Passus im Gesetz zu sprechen, der dessen Aufnahme in die Universität gestattet. Es sei gut und wichtig gewesen, dass dieser Passus »nicht wegen des HPI geschaffen wurde, sondern schon da war, bevor es diese Idee gab«, sagte er. Die Zahl der Studierenden in Potsdam wachse durch die neue Fakultät im Endausbau um weitere 750 Studenten. Noch 2017 sollen drei neue Studiengänge eröffnet und damit drei neue Professoren berufen werden. Meinel warb dafür, keine Konkurrenz zwischen Potsdam und Berlin zu konstruieren, sondern die Region »als Großraum zu betrachten«.
Die 1990 gegründete Universität Potsdam ist Brandenburgs größte Hochschule mit drei Standorten, 238 Professoren, rund 20 000 Studierenden und 70 geistes-, gesellschaftsund naturwissenschaftlichen Studiengängen. Eine besondere Stärke der Universität liegt in der Vernetzung mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Region..
Das Hasso-Plattner-Institut wurde 1998 von dem Sofware-Unternehmer und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner als Public-Private-PartnershipProjekt mit dem Land Brandenburg mit Sitz in Potsdam-Babelsberg gegründet.