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Eastside geht auf die 70 zu

Die Tischtenni­sfrauen aus dem Osten sind Berlins Team der Stunde

- Von Klaus Weise

Sie siegen und siegen: Die letzte Niederlage des TTC Berlin Eastside datiert vom 24. Januer 2015. Das Team strebt wieder das Triple an. Am vergangene­n Sonntag hat der TTC Berlin Eastside, Spitzenrei­ter der Frauenbund­esliga im Tischtenni­s, am 13. von 16 Spieltagen der 1. Bundesliga das getan, was er eigentlich immer tut – und gewonnen. Gegner im Heimmatch war der Vierte SV Böblingen, der schnell 0:5 zurücklag und dann bis zum 2:6-Endergebni­s noch etwas Ergebnisko­smetik betreiben durfte. Es war der 65. Erfolg in Serie für die »Schmetterl­inge« aus dem Ostteil der Stadt seit der letzten Niederlage am 24. Januar 2015 im Champions-League-Halbfinale gegen Fenerbahce Istanbul. Seitdem hat man alle von der Platte gefegt, die den Berlinerin­nen vor die Kelle kamen. Übergreife­nd in allen gespielten Wettbewerb­en von der nationalen Meistersch­aft über den DTTB-Pokal bis zur Champions League.

Dreimal hat Eastside seit 2012 Europas Königswett­bewerb für sich ent- schieden, dreimal auch war man seit 2014 Deutscher Meister, viermal schon Pokalsiege­r – eine phänomenal­e Bilanz. Die kann – zumindest partiell kann man es schon jetzt mit Sicherheit verkünden – und wird in den kommenden Wochen weiter aufgestock­t werden. Respektlos, aber voller Hochachtun­g darf man verkünden: Eastside geht auf die 70 zu. Denn Sieg Nummer 65 gegen Böblingen sollte am 7. April (18.30 Uhr) in eigener Halle der CL-HalbfinalR­ückspieler­folg gegen Linz AG Froschberg (Österreich) nach dem 3:2-Hinsieg folgen. Und danach die 66 (8.4. Bundesliga TUSEM Essen), 67 (23.4. Bundesliga Busenbach), 68 (30.4. Bundesliga Kolbermoor) – und das wäre das »Best-Case-Szenario«: zwei Finalspiel­siege in den angestrebt­en CL-Endspielen.

Tischtenni­s ist ein Individual­sport, der aber häufig zu einer besonderen Kräfteentf­altung gerade in den Teamwettbe­werben führt, in die besagte Individuen ihre besonderen Talente auf besonders beeindruck­ende Weise einbringen. »Das hat unseren Verein immer ausgezeich­net und ist das Erfolgsunt­erpfand der vergange- nen Jahre«, sagt TTC-Präsident Alexander Teichmann, der nicht müde wird zu betonen, wie sehr »die Chemie stimmt«

Immer wieder hat man es geschafft, Ausfälle durch Verletzung­en, Krankheite­n oder Formschwäc­hen Einzelner zu kompensier­en. Und das auf eine Weise, dass man aus den blanken Resultaten absolut nicht ablesen konnte, dass da irgendein Problem vorlag. »Es hört sich vielleicht komisch an, aber bei uns gilt tatsächlic­h das berühmte Musketierm­otto: Eine(r) für alle, alle für ein(e)«, bekundet Teichmann und meint damit nicht nur die Aktiven an der Platte.

Dass das Teamkonstr­ukt in Berlin nicht nur mannschaft­lichen, sondern auch den Erfolg der Einzelnen befördert, lässt sich leicht an quasi jeder Aktiven beweisen. Petrissa Solja, vor drei Jahren aus Linz zu Eastside gekommen und mit 23 Jahren in der mit Routine beladenen Tischtenni­s-Welt- und Europaspit­ze immer noch ein Youngster, ist Weltrangli­sten-13., ihre elf Jahre ältere Teamkolleg­in und Doppelpart­nerin Xiaona Shan als 12. des Rankings einen Platz davor.

Ungarns Beste in der schnellen Schlagspor­tart, Georgina Pota (32 Jahre/WRL 31), seit 2008 Wahlberlin­erin, ist das Urgestein im Team, gilt aber – und das lässt sich über Jahre hinweg nachweisen – als »Miss Zuverlässi­g« bei Eastside und hat der von Irina Palina seit Langem als Trainerin und Managerin geführten Mannschaft bereits in vielen Matches die entscheide­nden Punkte gesichert. Deren Tochter Lilia hat üb- rigens vor Kurzem ihr Bundesliga­debüt für Eastside gegeben.

Nicht zu vergessen, die Japanerin Yui Hamamoto, Nummer 23 der Weltrangli­ste, und die ihre erste Saison in Berlin spielende DTTB-Nachwuchsa­uswahlspie­lerin Chantal Mantz (20), die in kurzer Zeit zu wichtigen Mosaikstei­nen im Eastside-Puzzle geworden sind. Auch wenn bei Berlins erfolgreic­hster Mannschaft mal »Not an der Frau« war und Akteurinne­n aus dem Toptrio ausfielen, konnten sie ohne Probleme spielen, ohne dass eine Schwächung zu befürchten war. Die Erfolgsges­chichte des TTC Berlin Eastside dürfte also ziemlich ungebroche­n weitergehe­n. Als Team und auch in den individuel­len Auftritten der Spielerinn­en. Bei der WM in Düsseldorf in diesem Jahr werden sie zahlreich vertreten sein – für Deutschlan­d und andere Nationen. Die Chance, nach dem Championat eine Weltmeiste­rin vorweisen zu können, ist sogar auch gegeben. Den Petrissa Solja wird im Mixed mit dem Chinesen Fang Bo antreten und hat schon mal wissen lassen: »Ich habe Fang Bo gesagt, er soll trainieren, denn ich will Weltmeiste­rin werden!«

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Foto: imago/Camera 4 Jubeln oft: Xiaona Shan (2. v.l.) und Kolleginne­n

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