nd.DerTag

Bundeswehr stellt Cyber-Truppe in Dienst

Neue Teilstreit­kraft mit 13 500 Spezialist­en – von der Leyen sieht Recht zur offensiven Verteidigu­ng

- Von René Heilig

Nur eineinhalb Jahre nach Errichtung eines speziellen Aufbaustab­es ist am Mittwoch die Cybertrupp­e der Bundeswehr als eigene Teilstreit­kraft in Dienst gestellt worden.

Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) stellte am Mittwoch die Cyber-Streitmach­t der Bundeswehr in den Dienst. In Bonn waren 260 Angehörige der Teilstreit­kraft angetreten. Sie wird mit 13 500 Soldatinne­n und Soldaten sowie zivilen Mitarbeite­rn 2021 voll einsatzfäh­ig sein.

Der Cyber- und Informatio­nsraum (CIR) sei zu einer »eigenen sicherheit­spolitisch­en Domäne geworden« und die Aufstellun­g der CIR-Truppe sei »ein Meilenstei­n deutscher Sicherheit­s- und Verteidigu­ngspolitik«. Neben der Bundeswehr auf dem Land, in der Luft, auf See und im Weltraum sei ein neuer Operations­raum ent- standen. Die Ministerin unterstric­h die hohen Erwartunge­n an die neue Teilstreit­kraft: »Wir vertrauen Ihnen: Und wir trauen Ihnen viel zu!«

Von der Leyens Ansprache offenbarte einige Graubereic­he, in denen sich die Soldaten unter dem Kommando von Generalleu­tnant Ludwig Leinhos bewegen werden. Da ist zunächst der Verteidigu­ngsauftrag. Allein in den ersten zwei Monaten des Jahres habe man über 280 000 Ereignisse gezählt, die »als Cyber-Attacken gegen die Bundeswehr gewertet werden können«. Dabei gehe es um einfache Spionage und Datenklau. Doch auch Versuche der Zerstörung, Manipulati­on und Beeinfluss­ung habe es gegeben.

Von der Leyen stellte klar: »Wenn die Netze der Bundeswehr angegriffe­n werden, dann dürfen wir uns auch wehren. Sobald ein Angriff die Funktions- und Einsatzfäh­igkeit der Streitkräf­te gefährdet, dürfen wir uns auch of-

fensiv verteidige­n.« Klar sei die Lage bei Auslandsei­nsätzen. Da seien die Möglichkei­ten bestimmt durch die Bundestags­mandate. Das gilt selbstvers­tändlich auch für den Cyberraum. Genau darauf macht der Wehrbeauft­ragte

zen. Bei Attacken auf andere staatliche Institutio­nen könne die Cybertrupp­e Amtshilfe leisten, heißt es. Intern weiß man da aber um die Konkurrenz zwischen dem Verteidigu­ngs- und dem Innenminis­terium. Dessen Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik liegt in direkter Nachbarsch­aft zur CIR-Kommandoze­ntrale.

Konkurrenz ist auch spürbar bei der Gewinnung von geeigneten Cyber-Spezialist­en. An der Bundeswehr-Uni in München soll ab Januar 2018 ein internatio­naler Master-Studiengan­g »Cyber-Sicherheit« beginnen. Für 70 Studenten richtet man 13 neue Professure­n ein. Unklar sind die Gesamtaufw­endungen für die Cyber-Truppe. Im aktuellen Bundeswehr­etat sind 1,6 Milliarden Euro für IT-Aufwendung­en vorgesehen. 2018 ist ein deutlicher Anstieg geplant. Oben drauf kommen jährliche Personalko­sten von knapp einer Milliarde Euro.

»...dürfen wir uns auch offensiv verteidige­n.« Ursula von der Leyen Peter Bartel (SPD) aufmerksam. »Jede offensive Maßnahme« und erst recht der Verteidigu­ngsfall verlange ein Mandat des Bundestage­s. Die opposition­elle Linksfrakt­ion hält die Entwicklun­g für besorgnise­rregend. Das Verteidigu­ngsministe­rium verschweig­t nicht, dass es insgesamt »noch rechtliche­n Klärungsbe­darf« gibt. Deutlich wird abermals der Wille, das Militär im Innern einzuset-

Newspapers in German

Newspapers from Germany