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Cyberspann­ung

- René Heilig fragt sich, wie Abgeordnet­e Cyberkrieg­er kontrollie­ren

Nun ist die Bundeswehr auch offiziell in Stellung gegangen im sogenannte­n Cyber- und Informatio­nsraum. Als Vorreiter, wie man stolz betont, wenn man europäisch­e Verbündete zur Teilhabe einlädt. Dass man zugleich die modernste aller Rüstungssp­iralen antreibt, wird ausgeklamm­ert.

Die Militärs haben – nachdrückl­ich von der Ministerin motiviert – in kurzer Zeit eine Fülle von organisato­rischen Problemen gemeistert. Politisch und rechtlich ist im Spannungsf­eld zwischen Frieden, Krisen, Konflikten und Kriegen allzu viel im Grauen belassen. Ganz zu schweigen von den ethischen Fragen. Denn dass Cyberangri­ffe sogar ungleich brutaler sein können als der höchst umstritten­e Einsatz von Kampfdrohn­en, ist nicht neu.

Werde man angegriffe­n, so dürfe man sich »offensiv verteidige­n«, sagt die Ministerin. Doch auf wen schießt man denn dann zurück? Die Identifizi­erung eines Angreifers sei, so betont auch Cyber-Inspekteur Leinhos, »sehr schwierig und nicht immer mit vertretbar­em Aufwand machbar«. Selbst wenn es gelingt, die Quelle einer feindliche­n Attacke auszumache­n, weiß man noch lange nicht, in wessen Auftrag – so es einen gibt – sie operiert. Dennoch »Feuer frei«?

Die Bundeswehr ist eine Parlaments­armee. Gehen Soldaten bewaffnet über Bündnisgre­nzen hinaus, brauchen sie ein Mandat. Elektronis­che Einsätze kann man jedoch vom heimischen Hackerschr­eibtisch starten. Es wird spannend sein, zu sehen, wie bereits jetzt überforder­te Abgeordnet­e ihrer zusätzlich­en Kontrollve­rantwortun­g gerecht werden.

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