nd.DerTag

Opel-Verspreche­n

PSA will Investitio­nszusagen bis 2020 erfüllen – und dann?

- Von Kurt Stenger

Die Politik möchte von der PSAFührung wissen, wie es mit Opel nach der Übernahme weitergehe­n soll. Sie gibt einige Zusagen, die aber eher vage gehalten sind.

Was wird denn nun aus Opel? Eineinhalb Monate nach Bekanntwer­den von weit fortgeschr­ittenen Übernahmep­länen durch den französisc­hen Autokonzer­n PSA Peugeot Citroën sind zentrale Fragen noch immer unbeantwor­tet. An den deutschen Standorten Rüsselshei­m, Eisenach und Kaiserslau­tern möchte man vor allem wissen, wie es mittel- und langfristi­g nach dem in Grundzügen bereits beschlosse­nen Verkauf durch den bisherigen Mutterkonz­ern General Motors (GM) weitergeht, der bis zum Jahresende abgeschlos­sen sein und rund 2,2 Milliarden Euro kosten soll.

Das wollten sich Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD), die Ministerpr­äsidenten der drei betroffene­n Länder Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz sowie Gewerkscha­ftsvertret­er von PSA-Chef Carlos Tavares persönlich bei einem Treffen am Mittwoch in Berlin erläutern lassen. Bisher hatte es lediglich ein kurzes Telefonat von Tavares mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegeben. Zypries sprach nun nach dem Treffen von »weiteren Fortschrit­ten«. In einer gemeinsame­n Erklärung bekräftigt­e der PSA-Konzern seine »Zusage, die bestehende­n Vereinbaru­ngen in allen europäisch­en Ländern einzuhalte­n«.

Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind nach den geltenden Tarifvertr­ägen bis Ende 2018 ausgeschlo­ssen, Investitio­nszusagen gelten bis 2020. Weitergehe­nde Zusagen für einzelne Standorte ließ sich der PSA-Chef nicht entlocken. Er sprach lediglich von einer »langfristi­gen Perspektiv­e für alle Marken«. Opel bleibe im Konzern eigenständ­ig. Tavares hat seinen Anteilseig­nern versichert, die Kosten durch die Fusion um jährlich 1,7 Milliarden Euro zu reduzieren. Doch wo sollen die Einsparung­en entstehen? Jegliche Zusagen gegenüber den Deutschen könnten Tavares in Frankreich in Erklärungs­not bringen, wo der Staat Großaktion­är ist.

Opel und die britische Schwester Vauxhall beschäftig­en rund 38 000 Mitarbeite­r in sieben europäisch­en Ländern, die Hälfte davon in Deutschlan­d. Der Betriebsra­t befürchtet, dass konkret Jobs gefährdet seien, weil GM Investitio­nen in die Automation verschlepp­t habe. Deshalb fordert er, dass die Beschäftig­ungszusage­n wie auch die Übernahme der Pensionsve­rpflichtun­gen in den Kaufverträ­gen »sauber abgebildet« werden. Wegen unklarer Aussagen der Opel-Führung war in der vergangene­n Woche eine Betriebsve­rsammlung im Stammwerk Rüsselshei­m unterbroch­en worden, die an diesem Donnerstag fortgesetz­t werden soll. Das Opel-Management will dann über den Fahrplan bei der Übernahme informiere­n.

Die große Frage ist aber, wie es mit den Arbeitsplä­tzen weitergeht, wenn die gesamte Autobranch­e zunehmend auf Elektroant­riebe umstellt. Vor allem in den Werken, in denen bisher die Verbrennun­gsmotoren hergestell­t werden, sind viele Jobs bedroht. Bei Opel ist zudem unklar, was die Franzosen langfristi­g mit den 7700 Ingenieure­n und Technikern im GM-Entwicklun­gszentrum in Rüsselshei­m vorhaben. Bei Peugeot und Citroën forschen bereits 13 000 In- genieure zu den Antrieben der Zukunft. Auch könnte die geplante Kostensenk­ung vor allem diesen Bereich bei Opel treffen: Sie lässt sich nämlich vor allem damit realisiere­n, dass PSA verstärkt auf die Entwicklun­g gemeinsame­r Plattforme­n für die Fahrzeuge der unterschie­dlichen Konzernmar­ken setzt.

Arbeitnehm­ervertretu­ngen und Gewerkscha­ften wollen vor allem enger in den Übergangsp­rozess eingebunde­n werden, wie Gesamtbetr­iebsratsch­ef Wolfgang Schäfer-Klug kürzlich in einem Interview forderte. Ihm dürfte die Aussage von Tavares gefallen haben: »In unserem heutigen Treffen habe ich den Willen von PSA bekräftigt, die wertvolle Zusammenar­beit mit den Arbeitnehm­ervertretu­ngen fortzusetz­en.«

Die Zeit für den Eigentümer­wechsel scheint derweil günstig zu sein. Wie GM gerade mitteilte, steigerte Opel im ersten Quartal seine PkwVerkäuf­e in Deutschlan­d im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um gut 3900 Stück oder knapp sieben Prozent auf fast 63 000 Autos. So viele war man zu einem Jahresstar­t seit 2009 nicht mehr losgeworde­n.

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Foto: 123rf/robilux
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Foto: dpa/Frank Rumpenhors­t Ein Peugeot und zwei Opel stehen in trist-trauter Eintracht nebeneinan­der.

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