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Wachschütz­er

- Von Fabio Angelelli

Der italienisc­he Innenminis­ter Marco Minniti hat eine Leidenscha­ft für Lawrence von Arabien. Jüngst widmete er ein Zitat des britischen Offiziers seinem Parteivors­itzenden Matteo Renzi (PD). Nun eifert er seinem Vorbild auch praktisch nach: Er traf in Rom bei Geheimverh­andlungen 60 libysche Stammesfüh­rer. Diese sollen die 5000 Kilometer lange Südgrenze ihres Landes gegen Migranten schützen. Auf die Frage, ob die Beduinen den Pakt einhalten werden, antwortete einer der Stammesfüh­rer, dass jeder Pakt ein »Blutbund« sei. Minniti fügte hinzu: »Ich komme aus Kalabrien, da ist das Blut auch wichtig.«

Minniti steht in einer symptomati­schen Tradition der italienisc­hen Politik: ehemalige Kommuniste­n mit Sicherheit­smanie. Der 61-jährige Minister studierte Philosophi­e und trat in den 1970er Jahren in die Kommunisti­sche Partei ein. Als diese sich auflöste, wurde er Chef der Nachfolgep­artei der Linksdemok­raten und dann der Demokratis­chen Partei in Kalabrien. 2001 wurde er Staatssekr­etär im Verteidigu­ngsministe­rium in der Regierung Giuliano Amatos. 2006 bezog er unter Romano Prodi den Vizeminist­erposten im Innenminis­terium. Seine neue politische Leidenscha­ft kultiviert­e er auch außerhalb der Politik: 2009 gründete er eine Stiftung namens Intelligen­ce Culture and Strategic Analysis (ICSA), die sich mit Si- cherheits- und Verteidigu­ngspolitik beschäftig­t.

Den Wachschütz­er gibt Minniti nicht nur im Bunde mit Stammesfüh­rern, sondern auch mit Bürgermeis­tern. So schlug er jüngst vor, aus Gründen des »Anstandes« in einer Stadt »unerwünsch­te« Personen mit Gebietsver­boten zu belegen. Außerdem will er Flüchtling­en das Recht nehmen, gegen abgelehnte Asylanträg­e Berufung einzulegen: So soll die Abschiebun­g beschleuni­gt werden.

Offenbar befindet sich die Sicherheit­smanie bei ihm in einem fortgeschr­ittenen Stadium. »Sicherheit und Freiheit sind zwei Seiten derselben Münze« sowie »Sicherheit ist ein linker Begriff« gelten als seine Lieblingss­ätze. Vermutlich hat er auch mit den Bürgermeis­tern einen »Blutbund« geschlosse­n.

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Foto: imago/Insidefoto Der italienisc­he Innenminis­ter Minniti schloss einen »Blutbund«.

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