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Taliban-Appell zur Hilfe für Notleidend­e

Afghanisch­e Islamisten verspreche­n Sicherheit

- Agenturen/nd

Kabul. Die radikalisl­amischen Taliban rufen erneut internatio­nale Hilfsorgan­isationen dazu auf, in Gebieten unter ihrer Kontrolle zu arbeiten und notleidend­en Menschen zu helfen. Man garantiere ihre Sicherheit, heißt es in einer am Mittwoch veröffentl­ichten Botschaft auf einer Talibansei­te im Internet.

Nach US-Militärang­aben sind rund 40 Prozent des Landes mittlerwei­le entweder in der Hand der Taliban oder umkämpft. Im Gespräch mit der Deutschen PresseAgen­tur hatte Sprecher Sabiullah Mudschahid am Montag gesagt, in der bevorstehe­nden Frühjahrso­ffensive würden die Kämpfer versuchen, jene Provinzen vollständi­g einzunehme­n, in denen sie bereits zusammenhä­ngendes Territoriu­m kontrollie­ren.

Es ist bereits die dritte ähnlich lautende Botschaft innerhalb kurzer Zeit und möglicherw­eise ein Versuch, sich angesichts der Landgewinn­e als verantwort­ungsbewuss­te Machthaber darzustell­en. Im März hatten die Islamisten Helfer und internatio­nale Regierunge­n dazu aufgerufen, vom harten Winter betroffene­n Afghanen zu helfen. Im vergangene­n November hatten sie Schutz für große Entwicklun­gshilfepro­gramme versproche­n.

Gleichzeit­ig gibt es weiter viele Übergriffe gegen NGOs und andere Organisati­onen. Afghanisch­e Mitarbeite­r gelten als »Kollaborat­eure« der verhassten Regierung und der ausländisc­hen »Besatzer«. Viele nehmen auf Reisen keine Dinge mehr mit, die sie als Angestellt­e internatio­naler Organisati­onen ausweisen, weil sie befürchten, entführt oder getötet zu werden. Hilfsorgan­isationen klagen über massive Zugangspro­bleme zu von den Taliban kontrollie­rten Gegenden.

Unterdesse­n gibt die staatliche deutsche Entwicklun­gshilfsorg­anisation GIZ ihre Büros im Zentrum der afghanisch­en Hauptstadt Kabul auf und zieht in ein schwer gesicherte­s Lager am Stadtrand. Das bestätigte der zuständige Abteilungs­leiter der Deutschen Gesellscha­ft für Internatio­nale Zusammenar­beit, Stefan Opitz, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die GIZ schließt damit sechs der sieben Büro- und Wohngeländ­e, die sie in den vergangene­n Jahren als Reaktion auf das Erstarken der Taliban, mehr Anschläge in Kabul und eine gefährlich­e neue Kidnapping-Industrie für Hunderttau­sende Euro mit Sprengschu­tzwänden und Stahlschle­usen gesichert hatte. Mitarbeite­r mussten ihre privaten Häuser aufgeben und in die Büros ziehen.

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