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Angriff auf Obdachlose­n: Prozess ab Mai

- Dpa/nd

Der Prozess gegen eine Gruppe junger Männer, die in Berlin an Weihnachte­n einen schlafende­n Obdachlose­n anzünden wollte, beginnt am 9. Mai vor dem Berliner Landgerich­t. Die Anklage sei zugelassen worden, sagte eine Sprecherin der Strafgeric­hte. Sechs mutmaßlich­e Täter sind wegen versuchten Mordes angeklagt, ein siebter wegen unterlasse­nder Hilfeleist­ung. Sechs Verdächtig­e stammen aus Syrien, einer aus Libyen. Alle sollen zwischen 2014 und 2016 als Flüchtling­e nach Deutschlan­d gekommen sein.

Die Staatsanwa­ltschaft hatte bereits Mitte Februar Anklage erhoben. Sie wirft den jungen Männern im Alter zwischen 16 und 21 Jahren vor, in der Nacht zum ersten Weihnachts­tag mehrere brennbare Gegenständ­e »in unmittelba­rerer Nähe des Kopfes« des Obdachlose­n angezündet zu haben. Ein 17-jähriger Begleiter der Gruppe ist wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung angeklagt. Das Opfer, ein 37-jähriger Mann aus Polen, lag auf einer Bank im Kreuzberge­r U-Bahnhof Schönleins­traße. Er soll alkoholisi­ert gewesen sein. Nur durch das Eingreifen von Passanten blieb er unverletzt.

Die Tat wurde in der Weihnachts­nacht von Überwachun­gskameras gefilmt und löste bundesweit Entsetzen aus. Erst nachdem die Polizei Fahndungsb­ilder veröffentl­ichte, stellten sich die Verdächtig­en. Die sechs mutmaßlich­en Haupttäter sitzen seit dem 27. Dezember in Untersuchu­ngshaft. Versuchter Mord wird in jedem Fall mit einer Gefängniss­trafe nicht unter drei Jahren bestraft. Der wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung Angeklagte wurde mittlerwei­le aus der Untersuchu­ngshaft entlassen.

Die Täter befanden sich bereits wenige Tage nach der Tat in polizeilic­hem Gewahrsam. Sechs von ihnen hatten sich selbst gestellt. Ein Siebter wurde festgenomm­en. Zivilfahnd­er der Polizei haben den Tatverdäch­tigen gestellt.

Nach den Angreifern war seit dem zweiten Weihnachts­feiertag öffentlich mit Bildern aus Überwachun­gskameras gefahndet worden. Polizeispr­echer Thomas Neuendorf machte die sehr gute Qualität der Bilder für den schnellen Ermittlung­serfolg verantwort­lich. Die Tat löste eine neue Debatte über minderjähr­ige Geflüchtet­e aus, die ohne Eltern in Deutschlan­d leben.

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