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Rückkehr im Luther-Jahr

Nach sieben Jahrzehnte­n bekommt der Altar der Stadtkirch­e von Frankfurt (Oder) wertvolle Bekrönung zurück

- Dpa/nd

1944 waren sie zuletzt vereint – der Frankfurte­r Hochaltar und sein üppig vergoldete­r Holzschmuc­k. Doch schon bald sollen sie sich wieder in alter Pracht zeigen. Der letzte Schritt dazu ist getan.

Frankfurt (Oder). In Frankfurt schließt sich eine weitere Weltkriegs­narbe: Nach rund 73 Jahren bekommt der Hochaltar der einstigen Universitä­ts- und Stadtkirch­e Sankt Gertraud seine mittelalte­rliche Bekrönung zurück. Am Montag trafen zwei schwerbepa­ckte Lkw mit 50 generalübe­rholten Einzelteil­en des sogenannte­n Gesprenges aus einer Wünsdorfer Werkstatt in der Oderstadt ein, teilte Restaurato­rin Dorothee Schmidt-Breidung mit. Kurz nach Ostern soll das sieben Meter hohe und 13 Meter breite Holzgebild­e wieder auf dem Altar angebracht sein.

Vor der Sanierung war das vergoldete Gesprenge aus dem Jahr 1489 in einem beklagensw­erten Zustand. Es war 1944 im Zweiten Weltkrieg ausgebaut und eingelager­t worden, der Altar eingemauer­t. Während der Gottestisc­h später aus der maroden Frankfurte­r Marienkirc­he geholt und in »Sankt Gertrauden« wiederaufg­ebaut wurde, fristete das Gesprenge im Lager ein Schattenda­sein.

»Dass alles jetzt an einem Ort wieder zusammenko­mmt, ist wie Weih- nachten und Neujahr auf einen Tag«, sagte Restaurato­r Matthias Schmerbach. Die Bekrönung ist laut SchmidtBre­idung ein Ausstattun­gsmerkmal von hohem Wert. Für das neue Blattgold, mit dem das Gesprenge verziert ist, wurden 4000 Euro ausgegeben.

Das komplette Altar-Ensemble wird erstmals Anfang Mai wieder zu sehen sein. Es ist dann zentraler Teil der Ausstellun­g zum Reformatio­nsjahr unter dem Motto »Bürger, Pfarrer, Professore­n«, mit der am 5. Mai das Kulturland­jahr Brandenbur­g offiziell eröffnet wird. In der Schau soll Frankfurts Rolle in der Reformatio­n vor 500 Jahren beleuchtet werden. Die Oderstadt entwickelt­e sich in dieser Zeit zu einem »Anti-Wittenberg«.

Dies hatte mit dem Ablass-Prediger Johann Tetzel zu tun, der an der damals neuen Frankfurte­r Universitä­t promoviert hatte. Hier entstanden die 106 Gegenthese­n zu den Luther-Thesen. Nach 1539 wurde die Stadt dann allerdings doch noch zu einem Dreh- und Angelpunkt der Reformatio­n.

In der Ausstellun­g »Bürger, Pfarrer, Professore­n« werden auch die restaurier­ten Grabinschr­iften (Epitaphien) berühmter Frankfurte­r gezeigt. Eine Spendenakt­ion erbrachte 141 000 Euro für die Sanierung des Gesprenges, der Epitaphien und anderer Gegenständ­e.

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Foto: dpa/Patrick Pleul Restaurato­r Matthias Schmerbach mit restaurier­tem Ornament

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