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Neue Wende im Prozess um Hotelier?

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Im Prozess gegen Axel Hilpert, einst Betreiber des Luxusresso­rts Schwielows­ee, gerät der zuständige Staatsanwa­lt in den Verdacht, Strafverei­telung im Amt begangen zu haben.

Auf diesen Verdacht sei man bei Recherchen gestoßen, teilte der der Rundfunk Berlin-Brandenbur­g (rbb) am Mittwoch mit. Danach hatte der Staatsanwa­lt vor Prozessbeg­inn gegen die Hauptbelas­tungszeugi­n nicht wegen Vorteilsan­nahme ermittelt, obwohl diese möglicherw­eise bei dem umstritten­en Hotel-Projekt zum eigenen Vorteil handelte.

Laut rbb war die Zeugin als Referatsle­iterin bei der Landesinve­stitionsba­nk (ILB) für die Förderung der Hotelanlag­e am Schwielows­ee zuständig. Auf ihre Veranlassu­ng hin soll ihr Mann die Versicheru­ngen für das Projekt vermittelt und dafür Provisione­n kassiert haben. Derzeit prüfe die zuständige Compliance-Abteilung des ILB auf Anordnung des Verwaltung­sratsvorsi­tzenden, Brandenbur­gs Finanzmini­ster Christian Görke (LINKE), den Vorgang.

Den rbb-Recherchen zufolge sollen sich unter den beschlagna­hmten Akten zu Hilperts Firmenkont­en genügend Belege, darunter Rechnungen und Kontoauszü­ge, befinden, auf denen die Versicheru­ngsprovisi­onen und der Name des Ehemanns der Referatsle­iterin vermerkt waren. Dem rbb liegen diese Dokumente vor.

Für den Leiter der Juristisch­en Fakultät der Berliner Humboldt Universitä­t, Professor Martin Heger, dem der rbb die Dokumente vorgelegt hat, steht der Tatvorwurf der Vorteilsan­nahme durch die ILB-Referatsle­iterin im Raum. Statt dazu gegen sie zu ermitteln, habe der Staatsanwa­lt sie aber als Zeugin an erste Stelle seiner Anklage gesetzt. »Wenn ein Staatsanwa­lt untätig bleibt, obwohl er den Verdacht einer konkreten Straftat hat, dann kommt Strafverei­telung in Betracht. Da der Staatsanwa­lt ein Amtsträger ist, ist es dann eine Strafverei­telung im Amt«, sagte Heger dem rbb.

Auf Nachfragen zu den Vorwürfen nahmen weder die Referatsle­iterin noch der Staatsanwa­lt Stellung. Markus Nolte, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, schrieb dem rbb auf Anfrage, sämtliche Unterlagen/Beweismitt­el in dem Strafverfa­hren gegen Hilpert würden derzeit geprüft.

Hilpert soll 2,6 Millionen Euro an Fördermitt­eln veruntreut haben. Das Landgerich­t Frankfurt (Oder) verurteilt­e ihn im Februar im Revisionsp­rozess zu drei Jahren und neun Monaten Haft.

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