nd.DerTag

Etikettens­chwindel mit Petry

Robert D. Meyer bezweifelt, dass die AfD-Chefin eine Kurskorrek­tur vornimmt

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Frauke Petry will auf dem Bundespart­eitag in Köln die Machtfrage stellen. In einem Antrag zur künftigen Strategie lehnt sie den bisherigen Kurs einer Fundamenta­loppositio­n ab und will die AfD stattdesse­n zu »einer bürgerlich­en Volksparte­i« formen. Dafür bedürfe es eines »realpoliti­schen Weges«.

Das ist in mehrfacher Hinsicht reiner Etikettens­chwindel: Petry hat oft bewiesen, dass sie ideologisc­h fast nichts von ihrem strategisc­hen Gegenspiel­er Björn Höcke trennt. Erst kürzlich erklärte sie, die nationalis­tische Vokabel »völkisch« wieder positiv besetzen zu wollen. Am Donnerstag stellte sie muslimisch­e Geflüchtet­e unter Generalver­dacht. Sie behauptete, die AfD sei »einer der wenigen politische­n Garanten jüdischen Lebens auch in Zeiten illegaler antisemiti­scher Migration nach Deutschlan­d«. Muslimisch­e Migranten sollen also per se Antisemite­n sein. Inwieweit solche rassistisc­hen Behauptung­en für einen anderen Kurs stehen sollen, müsste Petry noch erklären.

Apropos Antisemiti­smus: Warum ist Wolfgang Gedeon (Das Judentum sei der »innere« Feind des »christlich­en Abendlande­s«) noch AfD-Mitglied und außerdem Delegierte­r auf dem Kölner Parteitag? Weil die Partei ein Hort ist, in dem völkische Nationalis­ten und Antisemite­n keine Einzelfäll­e sind, sondern das Wesen der AfD bestimmen. Daran will und wird auch Petry nichts ändern. Ihr geht es nur um die alleinige Macht.

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