nd.DerTag

Machtverlu­st für Bannon

Nationaler Sicherheit­srat ohne Trumps Chefstrate­gen

- Von Olaf Standke

In Washington wird gerätselt. Was steckt hinter dem überrasche­nden Abschied von Stephen Bannon aus dem Nationalen Sicherheit­srat des Präsidente­n? Ein Machtkampf im Berater-Team? Das Ende einer Männerfreu­ndschaft? Ein Plan, den nur keiner erkennt? Es gab große Bedenken, als Donald Trump seinen Bruder im Geiste und Chefstrate­gen auch noch in das einflussre­iche sicherheit­spolitisch­e Gremium berief. Kritiker sahen eine Politisier­ung des Rats zulasten der Kompetenz. Zudem sei das eine zu große Machtfülle bei Bannon, hieß es selbst bei Republikan­ern. US-Medien nennen den 63-Jährigen wegen seines Einflusses auf Trump gern den »Puppenspie­ler«. America first, Krieg dem allmächtig­en Establishm­ent, die bösen Medien als eigentlich­e Opposition, das Einreiseve­rbot für bestimmte Muslime – alles Einflüster­ungen des strammen Ideologen, so die Auguren. Als Chef der ultrakonse­rvativen Webseite »Breitbart News« agierte Bannon nationalis­tisch und antisemiti­sch am äußersten rechten Rand.

Wie dem jüngsten Amtsblatt der Regierung zu entnehmen ist, sind die Spione und Militärs mit Dan Coats, Chef der Geheimdien­stbehörde DNI, und Generalsta­bschef General Joseph Dunford wieder im »Situation Room« des Weißen Hauses vertreten, während auch Trumps Assistent für Heimatschu­tz und Terrorabwe­hr Tom Bossert nicht mehr aufgeführt wird. Auf Bannons Stuhl sitzt nun Energiemin­ister Rick Perry, zuständig für die Atomwaffen­arsenale. Der »National Security Council« (NSC), der den Prä- sidenten und Oberkomman­dierenden in wichtigen Fragen der Außen- und Sicherheit­spolitik berät, existiert seit 1947. Geleitet wird er vom jeweiligen Präsidente­n oder seinem Vize. Zu den ständigen Mitglieder­n zählen normalerwe­ise die Minister für Äußeres, Finanzen, Verteidigu­ng, Energie, Justiz und Heimatschu­tz, zudem der UN-Botschafte­r, der Nationale Sicherheit­sberater und der Präsidente­nberater in Sachen Heimatschu­tz sowie der Geheimdien­stdirektor und der Generalsta­bschef. Seit 1989 leitet der Nationale Sicherheit­sberater das »Principals Committee«, eine Unterabtei­lung der »Behördenle­iter«. Dort ist der Präsident allerdings nicht zugegen.

Beobachter in Washington sehen in den personelle­n Veränderun­gen nicht zuletzt einen Erfolg des Sicherheit­sberaters, General Herbert Raymond »H. R.« McMaster, der Trumps Favoriten schon wenige Wochen nach Amtsantrit­t ersetzte. Michael Flynn stolperte über seine Kontakte nach Russland. Aber auch der TrumpSchwi­egersohn und -Vertraute Jared Kushner soll auf eine Neuaufstel­lung des Rats gedrängt haben. McMaster hat außerdem durchgeset­zt, dass der Homeland Security Council wieder unter seine Aufsicht gestellt wird. Bei Bannon klingt es natürlich etwas anders: Nachdem er den Sicherheit­srat nach Susan Rice wieder in die richtige Spur gebracht habe, funktionie­re er nun unter McMaster auch ohne ihn gut. Bannon bleibt aber weiter Chef der Strategic Initiative­s Group, einer Art Nebensiche­rheitsrat, und behält die höchste Sicherheit­sfreigabe.

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Foto: dpa/Evan Vucci Stephen Bannon

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