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Schläge auf Balkanrout­e

Bericht: Gewalt und Polizeiwil­lkür gegen Flüchtling­e

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Flüchtling­e auf der westlichen Balkanrout­e sind nach Beobachtun­gen von Menschenre­chtsorgani­sationen systematis­ch Gewalt, Brutalität und Polizeiwil­lkür ausgesetzt.

Berlin. Häufig würden Flüchtling­e von der Polizei in den Ländern an der Balkanrout­e geschlagen, bestohlen und misshandel­t. Das steht in einem am Donnerstag in Berlin veröffentl­ichten gemeinsame­n Bericht des Belgrader Menschenre­chtszentru­ms, des Mazedonisc­hen Verbandes junger Anwälte und der Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam. Zudem erhielten die Menschen häufig keinen Zugang zu einem fairen Asylverfah­ren.

Für den Bericht wurden den Angaben zufolge 140 Flüchtling­e befragt, die in Serbien und Mazedonien gestrandet sind. Alle hätten von Misshandlu­ngen auch von Polizisten in EU-Ländern berichtet. So seien in Ungarn Geflüchtet­e gezwungen worden, sich nackt auszuziehe­n und in den Schnee zu setzen, während Polizisten kaltes Wasser über sie gossen. In Bulgarien hätten Polizisten eine Gruppe von Menschen durchsucht, ihnen alle Wertsachen und ih- re Schuhe abgenommen und sie zurück über die Grenze gebracht.

Ein aus Afghanista­n stammender Mann habe berichtet, gemeinsam mit anderen Asylsuchen­den von der bulgarisch­en Polizei drei Tage ohne Essen in einer käfigartig­en Zelle eingesperr­t und mit Elektrosch­ocks misshandel­t worden zu sein. Grenzpoliz­isten in Kroatien wiederum hätten Migranten gezwungen, ihre Kleidung und Schuhe auszuziehe­n und über die Grenze zurück nach Serbien zu laufen. Dabei hätten die Polizisten die Menschen mit Knüppeln geschlagen.

Dazu kämen zahlreiche Fälle illegaler Abschiebun­gen, erklären die Organisati­onen. Dabei werde den Menschen eine individuel­le Prüfung ihres Falls verwehrt, ebenso der Zugang zu einem Anwalt sowie die Möglichkei­t, gegen die Maßnahme rechtlich vorzugehen. So habe die Polizei in Serbien einer Gruppe von Migranten, darunter ein zweijährig­es Kind, zugesicher­t, sie in eine Erstaufnah­meeinricht­ung zu bringen. Stattdesse­n hätten sie die Menschen mitten in der Nacht bei Minusgrade­n in einem Waldstück an der Grenze zu Bulgarien ausgesetzt.

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