Lob für Bayerns Rolle rückwärts
Nach der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gibt es viel Beifall, die SPD hält dagegen
Das Ende des achtjährigen Gymnasiums in Bayern ist nun besiegelt – das stößt auf breite Zustimmung. Ob andere Schularten ausreichend berücksichtigt wurden, darüber gehen die Meinungen aber auseinander.
München. Der CSU-Beschluss für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) ist in Bayern vielfach begrüßt worden – genauso wie das parallel beschlossene Bildungspaket. Insbesondere die Bildungsverbände lobten die geplanten Reformen. Kritik am Bildungspaket kam dagegen von der oppositionellen SPD.
Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes, Michael Schwägerl, sprach von einem guten Tag für Bayern. »Das zusätzliche Jahr wird den Schülerinnen und Schülern gut tun.« Der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, Walter Baier, kündigte an, das zusätzliche Jahr sollte die Schulen in die Lage versetzen, die individuelle Entwicklung der Schüler intensiver zu fördern und die Persönlichkeit stärker zu bilden. »Klare und einheitliche Strukturen sind Voraussetzung für ein qualitätvolles bayerisches Gymnasium«, so Baier. Und der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband lobte das gesamte Bildungspaket als »ein Signal, auf das wir gewartet haben und für das es höchste Zeit ist«. Ursprünglich hatte die Staatsregierung eine Parallelführung von G8- und G9-Gymnasien angestrebt. Dieser Plan war aber in den vergangenen Monaten wegen starker Bedenken verworfen worden, das sei nicht umsetzbar.
Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sprach am Donnerstag von der wichtigsten bildungspolitischen Entscheidung der Legislaturperiode und einer »großen Kraftanstrengung«. Er erneuerte seine Prognose, dass die gesamte Reform »ein Vierteljahrhundert tragen wird«. Die CSU-Fraktion hatte die Rückkehr zum G9 am Mittwochabend beschlossen. Damit zog die CSU einen Schlussstrich unter jahrelange Diskussionen und teils heftigen internen Streit. Start der Reform soll zum Schuljahr 2018/19 sein, für die Klassenstufen fünf und sechs. Die jetzigen Viertklässler, die in diesem Herbst aufs Gymnasium wechseln, werden also der erste Jahrgang des neuen G9 sein. Schü- ler sollen aber die Möglichkeit haben, die elfte Klasse auszulassen und weiterhin in acht Jahren zum Abitur zu kommen.
Gleichzeitig mit der G9-Reform beschloss die CSU ein Bildungspaket für alle Schularten. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren mehr als 2000 Stellen geschaffen werden, darunter 1850 Lehrerstellen.
In den kommenden Monaten sind nun noch Detailarbeiten nötig, etwa an der exakten Stundentafel fürs neue Gymnasium. Er wolle hier keine Vorfestlegungen treffen, sagte Spaenle, erneuerte aber die Zusage, dass im G9 kein einziges Fach schlechtergestellt werden soll.
Der SPD-Politiker Martin Güll kritisierte das Bildungspaket: »Die Post würde das sogenannte Bildungspaket nicht einmal als Päckchen annehmen.« Er begrüßte die Rückkehr zum G9, hält aber die anderen Schularten für nicht ausreichend berücksichtigt: »Bei den Grund-, Mittel- und Berufsschulen wird nicht einmal das dringend Notwendige gemacht.« Die am stärksten belasteten Schularten würden bis zum Landtagswahl-Tag 2018 gerade mal mit 300 Stellen bedacht.