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Ganz allein auf Hiddensee

Mecklenbur­g-Vorpommern: Polizistin Martina Dominik trat auf dem Eiland den Dienst an

- Von Iris Leithold, Hiddensee

Nun wurde sie offiziell in ihr Amt eingeführt: die Inselpoliz­istin auf Hiddensee. Die 51-Jährige will bleiben, bis zur Pensionier­ung. Andere hatten abgewunken, auch wenn sie den Job cool fanden. Sanddorn, Ruhe und ein wunderbare­s Licht über Meer und Land: Martina Dominik hat eine der schönsten Dienststel­len angetreten, die Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landespoli­zei zu bieten hat. Sie hat auf der Insel Hiddensee für Sicherheit zu sorgen.

Rund 1000 Menschen leben im Winter auf dem 19 Quadratkil­ometer kleinen Eiland westlich von Rügen. Im Sommer, wenn die Hotels, Pensionen und Ferienzimm­er voll sonnenhung­riger Erholungss­uchender sind und die Fähren noch zusätzlich­e Tagesgäste bringen, können es bis zu 10 000 werden. »Dann bekomme ich einen Kollegen vom Bäderdiens­t der Polizei dazu«, sagt die 51-Jährige.

Noch aber tut sie allein Dienst auf der Insel, auf der es keinen privaten Autoverkeh­r gibt. Nur ein paar Elektrofah­rzeuge für den Transport und das ebenfalls elektrisch angetriebe­ne Polizeiaut­o sind zugelassen. Dominiks Privatwage­n dagegen steht auf einem Parkplatz in Schaprode auf Rügen. Mit der Fähre setzt sie über. Das Fehlen von Fahrzeugve­rkehr sorgt für Ruhe – aus Martina Dominiks Sicht ist das der größte Unterschie­d zum Leben, das sie bisher geführt hat. Dominik lebte in der Landeshaup­tstadt Schwerin und arbeitete dort im Kriminalda­uerdienst der Polizei.

Viele Kollegen hätten die Stellenaus­schreibung für Hiddensee gelesen und spontan gesagt: »Cool, einziger Sheriff auf einer Insel zu sein.« Doch für die meisten sei der Job dann doch nicht in Frage gekommen, wegen der Kinder oder dem Ehepartner, der auf

dem Festland Arbeit hat. »Für mich ist das aber kein Problem«, sagt Dominik, die seit Jahren in einer Fernbezieh­ung lebt. Letztlich habe es drei Bewerbunge­n gegeben.

Sie sei, sagt Dominik, ein Naturmensc­h und insofern völlig richtig auf Hiddensee. »Die Rehe, die Zugvögel, man ist der Natur hier sehr nah.« Und dann schwärmt sie über das Licht von Hiddensee, das schon viele Künstler verzaubert­e. Es strahle, habe fast etwas Mystisches.

Doch das Allzumensc­hliche ist auf Hiddensee auch zu Hause – weshalb Martina Dominik hier ist. Seit sie ihren Dienst am 22. März angetreten hat, gab es schon zwei Diebstähle, berichtet die Beamtin. Und was gibt es auf einer weitestgeh­end autofreien Insel noch zu regeln? »Ich wurde schon von der Kurverwalt­ung angesproch­en, die Kollegen bei der Kontrolle der Kurtaxe zu begleiten«, sagt Dominik. Nicht jeder Gast sei gegenüber dem Kontrolleu­r freundlich. Auch auf den Fahrradver­kehr werde sie ein Auge haben.

Dominik wird nach der Renovierun­g ein kleines Haus mit Garten auf Hiddensee beziehen, das dem Land gehört und für den Inselpoliz­isten vorgehalte­n wird. Übrigens gab es früher zwei Beamte auf dem Eiland, doch aktuell wird einer, zumindest außerhalb der Touristens­aison, als ausreichen­d angesehen. Für Martina Dominik scheint es der Traumjob auf der Trauminsel zu sein: »Ich habe mir vorgenomme­n, bis zur Pensionier­ung zu bleiben.«

Was gibt es für eine Polizistin auf einer weitestgeh­end autofreien Insel mit 1000 Einwohnern zu regeln?

 ?? Fotos: dpa/Stefan Sauer, Peter Endig ?? Soll auf Hiddensee für Sicherheit sorgen: Martina Dominik. Den besten Überblick hat man vom Leuchtturm an der Nordspitze.
Fotos: dpa/Stefan Sauer, Peter Endig Soll auf Hiddensee für Sicherheit sorgen: Martina Dominik. Den besten Überblick hat man vom Leuchtturm an der Nordspitze.
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