Licht im Schacht
Trainer Tedesco hat den Auern das Siegen beigebracht, wie auch Aufstiegskandidat 1. FC Union Berlin erfuhr
Domenico Tedesco leistet Beeindruckendes beim FC Erzgebirge Aue. Der neue Trainer holte aus vier Spielen drei Siege – nun 1:0 bei Union Berlin. Die Lage im Abstiegskampf hat sich deutlich verbessert. Domenico Tedesco hat das Licht im Schacht wieder angeknipst. Der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue bleibt mit seiner Mannschaft ungeschlagen. Der jüngste Streich: Ein überraschender 1:0-Sieg beim Aufstiegskandidaten 1. FC Union Berlin. Der Sieg war dabei kein Glückstreffer, sondern absolut verdient. »Wir sind sehr glücklich, nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern auch wegen der Art und Weise, wie es zustande kam«, befand der neue Trainer.
Tedescos Handschrift ist immer klarer zu erkennen. Das 3-4-2-1-System ist mittlerweile eingespielt, vor allem in der Defensive stehen die Sachsen sicher. Die sonst so offensivstarken Berliner kamen gegen Aue nur zu sechs Schussversuchen, keiner davon ging auf das Tor der Erzgebirger.
Der neue Trainer habe ihnen mit einem klaren Plan das Selbstvertrauen wiedergegeben, betonen die FCESpieler immer wieder. Noch dazu legt Tedesco viel Wert auf saubere Zweikampfführung, was seine Elf immer besser umsetzen kann. Gegen Berlin gewann Aue mehr Zweikämpfe als der Gegner (56 Prozent). Dadurch bekommt Aue derzeit deutlich weniger Freistöße gegen sich. Das Verteidigen bei Standards war eine der gro- ßen Auer Schwächen unter Ex-Trainer Pavel Dotchev.
»Der Trainer hat uns gesagt, dass wir mutig spielen sollen«, verriet Matchwinner Calogero Rizzuto nach dem Spiel. Mit seinem ersten Zweitligator hatte er die drei Punkte für Aue gesichert. Der kleine Außenverteidiger steht sinnbildlich für die Entwicklung der Sachsen. Wie der große Teil der Mannschaft spielt er seine erste Saison im Bundesligaunterhaus, vor zwei Jahren kickte er noch mit der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern in der Regionalliga. Gegen Union war er nun nicht nur Torschütze, sondern auch der Spieler mit den meisten Ballkontakten und Zweikämpfen. Ein klarer Formanstieg bei Rizzuto und auch einigen seiner Mitspieler ist bemerkbar. Tedesco hat die Mannschaft besser gemacht.
Was in Berlin vor allem beeindruckte, war das starke Pressing – das aggressive, aber durchdachte Anlaufen des Gegners. Die Mannschaft hatte einen klaren Plan und setzte diesen um. Damit erzwang sie immer wieder Fehler und vor allem Fehlpässe des Gegners. »Die Unioner Spieler wussten gar nicht, wo sie sind«, sagte Sören Bertram, der nach überstandenem Kreuzbandriss erstmals für Aue in der Startelf stand.
Allerdings: Noch ist nicht alles gut. Die vielen Ballgewinne konnte der Aufsteiger nur selten in Torchancen ummünzen. Dazu fehlen vorn Präzision und Zielstrebigkeit. Dennoch hat Tedesco einen famosen Start hingelegt, holte zehn von möglichen zwölf Punkten. Aue hat den ersten NichtAbstiegsplatz verteidigt und sich eine glänzende Ausgangslage für die verbleibenden sieben Spiele erarbeitet.
Die mit zwei Siegen begonnene Englische Woche wollen die Sachsen jetzt noch vergolden: Am Sonntag könnten die »Veilchen« zu Hause im direkten Duell mit dem TSV 1860 München gleichziehen.