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Berlin Volleys machen es spannend

3:2-Sieg im Viertelfin­ale der Königsklas­se gegen Moskau

- Von Oliver Kern

Die Berlin Volleys entwickeln sich in der Champions League der Volleyball­er zu Comeback-Experten. Schon vor zwei Wochen hatten sie im Achtelfina­lrückspiel einen 0:2Rückstand gegen Istanbul gedreht. Am Mittwochab­end wiederholt­en sie das Kunststück in der ersten Viertelfin­alpartie gegen Dynamo Moskau und gewannen überrasche­nd mit 3:2. Der Traum von der zweiten Teilnahme am Final Four lebt somit weiter.

»Wir müssen nicht immer erst 0:2 zurücklieg­en. Aber manchmal kommt man erst dann zu der Erkenntnis, dass man nichts mehr zu verlieren hat, und kann freier aufspielen«, versuchte sich der überragend­e Berliner Angreifer Paul Carroll an einer Erklärung. »Außerdem ist es ja schön für die Fans – und auch für unser Selbstvert­rauen«, sagte der Australier.

Carroll hatte zu Beginn der Saison seinen Stammplatz bei den Volleys verloren. Als der 30-Jährige angeschlag­en war, wurde er vom niederländ­ischen Neuzugang Wouter ter Maat oft überzeugen­d ersetzt. Doch als dieser nun in ein Formtief geriet, zeigte Carroll, wie viel noch in ihm steckt. »Ich bin fast wieder auf dem Niveau der vergangene­n Saison, die war die beste meines Lebens. Ich fühle mich körperlich so fit wie nie«, sagte Carroll.

Von außen zusehen zu müssen, sei ihm egal gewesen, »so lange wir gewonnen haben«. Niederlage­n zu akzeptiere­n sei aber schwerer gewesen, weil er der Mannschaft in den vergangene­n sechs Jahren zu so vielen Titeln verholfen hatte. Um in der nun anstehende­n wichtigste­n Phase der Saison so fit zu sein, hätte er die Pause aber nicht benötigt, sagte Carroll. »Wir haben in der Zeit ja auch viel und hart trainiert.«

Am Mittwoch stand Carroll in der Startforma­tion und ließ sich ab dem dritten Satz von einem anderen, erst zu Saisonbegi­nn gekommenen, Mitspieler zu ungeahnten Höchstleis­tungen antreiben. Sein Landsmann und Libero Luke Perry hatte sich zu diesem Zeitpunkt endlich auf die harten Angriffe der Russen eingestell­t und sie immer wieder spektakulä­r vom Boden kratzen können. »Luke hat so unglaublic­he Bälle in der Abwehr geholt. Man sieht diese Aktionen später nicht in den Punktestat­istiken, aber ich dachte nur: Da muss ich jetzt mithalten. So haben wir uns gegenseiti­g gepusht. Das Video dieses Spiels will ich mir unbedingt noch mal ansehen«, schwärmte Carroll von der Berliner Abwehrleis­tung. »In der Verteidigu­ng sind wir richtig stark. Das ist gegen russische Mannschaft­en, die so groß und stark sind, noch wichtiger als gegen andere Teams.«

Auch Robert Kromm sah darin den Schlüssel zum Erfolg. »Um so überragend­e Einzelspie­ler zu stoppen, musst du Zweifel in ihren Köpfen säen. Das haben wir mit einigen starken Abwehrakti­onen geschafft, und dann lief es für uns«, sagte Berlins Kapitän nach dem Spiel.

Trotz des achten Heimsiegs im Europapoka­l in Folge wird die Aufgabe alles andere als einfach für die Volleys, den knappen Vorsprung im Rückspiel bei Dynamo bis ins Final Four zu retten. »Moskau hat heute zum Glück nicht so gut aufgeschla­gen. Das hat uns stark gemacht. In Moskau werden sie aber definitiv besser aufschlage­n, und diesem Ansturm müssen wir dann standhalte­n«, prognostiz­ierte Carroll, der im Hinspiel mit 26 Punkten der mit Abstand erfolgreic­hste Mann auf dem Feld war. »Ich glaube trotzdem: Die Chancen stehen echt gut. Letztes Jahr haben wir auch gegen ein starkes russisches Team auswärts 3:0 gewonnen. Warum nicht noch einmal. Wir spielen zur Zeit auf sehr hohem Niveau.«

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