Berlin Volleys machen es spannend
3:2-Sieg im Viertelfinale der Königsklasse gegen Moskau
Die Berlin Volleys entwickeln sich in der Champions League der Volleyballer zu Comeback-Experten. Schon vor zwei Wochen hatten sie im Achtelfinalrückspiel einen 0:2Rückstand gegen Istanbul gedreht. Am Mittwochabend wiederholten sie das Kunststück in der ersten Viertelfinalpartie gegen Dynamo Moskau und gewannen überraschend mit 3:2. Der Traum von der zweiten Teilnahme am Final Four lebt somit weiter.
»Wir müssen nicht immer erst 0:2 zurückliegen. Aber manchmal kommt man erst dann zu der Erkenntnis, dass man nichts mehr zu verlieren hat, und kann freier aufspielen«, versuchte sich der überragende Berliner Angreifer Paul Carroll an einer Erklärung. »Außerdem ist es ja schön für die Fans – und auch für unser Selbstvertrauen«, sagte der Australier.
Carroll hatte zu Beginn der Saison seinen Stammplatz bei den Volleys verloren. Als der 30-Jährige angeschlagen war, wurde er vom niederländischen Neuzugang Wouter ter Maat oft überzeugend ersetzt. Doch als dieser nun in ein Formtief geriet, zeigte Carroll, wie viel noch in ihm steckt. »Ich bin fast wieder auf dem Niveau der vergangenen Saison, die war die beste meines Lebens. Ich fühle mich körperlich so fit wie nie«, sagte Carroll.
Von außen zusehen zu müssen, sei ihm egal gewesen, »so lange wir gewonnen haben«. Niederlagen zu akzeptieren sei aber schwerer gewesen, weil er der Mannschaft in den vergangenen sechs Jahren zu so vielen Titeln verholfen hatte. Um in der nun anstehenden wichtigsten Phase der Saison so fit zu sein, hätte er die Pause aber nicht benötigt, sagte Carroll. »Wir haben in der Zeit ja auch viel und hart trainiert.«
Am Mittwoch stand Carroll in der Startformation und ließ sich ab dem dritten Satz von einem anderen, erst zu Saisonbeginn gekommenen, Mitspieler zu ungeahnten Höchstleistungen antreiben. Sein Landsmann und Libero Luke Perry hatte sich zu diesem Zeitpunkt endlich auf die harten Angriffe der Russen eingestellt und sie immer wieder spektakulär vom Boden kratzen können. »Luke hat so unglaubliche Bälle in der Abwehr geholt. Man sieht diese Aktionen später nicht in den Punktestatistiken, aber ich dachte nur: Da muss ich jetzt mithalten. So haben wir uns gegenseitig gepusht. Das Video dieses Spiels will ich mir unbedingt noch mal ansehen«, schwärmte Carroll von der Berliner Abwehrleistung. »In der Verteidigung sind wir richtig stark. Das ist gegen russische Mannschaften, die so groß und stark sind, noch wichtiger als gegen andere Teams.«
Auch Robert Kromm sah darin den Schlüssel zum Erfolg. »Um so überragende Einzelspieler zu stoppen, musst du Zweifel in ihren Köpfen säen. Das haben wir mit einigen starken Abwehraktionen geschafft, und dann lief es für uns«, sagte Berlins Kapitän nach dem Spiel.
Trotz des achten Heimsiegs im Europapokal in Folge wird die Aufgabe alles andere als einfach für die Volleys, den knappen Vorsprung im Rückspiel bei Dynamo bis ins Final Four zu retten. »Moskau hat heute zum Glück nicht so gut aufgeschlagen. Das hat uns stark gemacht. In Moskau werden sie aber definitiv besser aufschlagen, und diesem Ansturm müssen wir dann standhalten«, prognostizierte Carroll, der im Hinspiel mit 26 Punkten der mit Abstand erfolgreichste Mann auf dem Feld war. »Ich glaube trotzdem: Die Chancen stehen echt gut. Letztes Jahr haben wir auch gegen ein starkes russisches Team auswärts 3:0 gewonnen. Warum nicht noch einmal. Wir spielen zur Zeit auf sehr hohem Niveau.«