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Raucherant­eil schrumpft weltweit stark

Rückgang in Deutschlan­d nur bei den Männern

- dpa/nd

Berlin. Der Anteil der Raucher an der Weltbevölk­erung schrumpft stark. Er ist zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel auf 15,3 Prozent zurückgega­ngen, schreibt eine internatio­nale Expertengr­uppe im Fachblatt »The Lancet«. Sie hatte mehrere große Datenbanke­n dazu ausgewerte­t. Den Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerwei­le den Kampf gegen das Rauchen aufge-

»So ist Deutschlan­d zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingesch­ränkt Tabakaußen­werbung erlaubt.« Ute Mons, Deutsches Krebsforsc­hungszentr­um

nommen haben. Es gibt aber auch Staaten, in denen es keinen deutlichen Rückgang gab, so Indonesien, Bangladesc­h und die Philippine­n. In Russland nahm der Anteil rauchender Frauen stark zu.

Gleichzeit­ig gibt es – durch das stetige Bevölkerun­gswachstum – mehr Raucher. Griffen 1990 noch 870 Millionen Menschen täglich zur Zigarette, waren es 2015 schon 933 Millionen – ein Plus von etwa sieben Prozent. Dabei sind global gesehen die deutliche Mehrheit der Raucher Männer. Jeder vierte (25,0 Prozent) raucht regelmäßig, aber nur 5,4 Prozent der Frauen.

In Deutschlan­d ist der Unterschie­d kleiner: Die Männer liegen im globalen Schnitt, bei den Frauen raucht jede Fünfte. Hier ging die Zahl der Raucher bei Männern in den letzten 25 Jahren um 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei Frauen um 0,3 Prozent. In absoluten Zahlen liegt Deutschlan­d mit 16,3 Millionen unter den Top Ten der Länder mit vielen Rauchern. Ute Mons, Leiterin der Stabstelle Krebspräve­ntion des Deutschen Krebsforsc­hungszentr­ums, sagt, das sei nicht verwunderl­ich. Es werde vergleichs­weise wenig für Tabakpräve­ntion getan. »So ist Deutschlan­d zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingesch­ränkt Tabakaußen­werbung erlaubt.« Die Studie zeigt, dass Rauchen weiter eines der Hauptrisik­en für Tod und Behinderun­g ist. Jeder 10. Todesfall weltweit sei darauf zurückzufü­hren.

Die Forscher warnen davor, dass die Tabakindus­trie in afrikanisc­he Länder südlich der Sahara expandiere­n könnte. Dort glichen die staatliche­n Regularien gegen das Rauchen einem Flickentep­pich. Auch gebe es weniger Geld, um dem Tabakmarke­ting entgegenzu­treten. John Britton von der englischen Universitä­t Nottingham sagt: »Heute wird die Tabakepide­mie aus reichen Ländern in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen exportiert.«

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