Anschläge auf Christen in Ägypten
Blutbad in Koptenkirchen /Attentäter von Stockholm wird vernommen
Kairo. Bei Bombenanschlägen auf die christliche Minderheit Ägyptens sind am Sonntag mindestens 38 Menschen getötet worden. 27 Gläubige wurden am Palmsonntag durch die Explosion in der koptischen Kirche St. Georg in der nordägyptischen Stadt Tanta, 80 Kilometer von Kairo entfernt, getötet und fast 60 verletzt. Die Nachrichtenseite Al-Ahram zitierte Augenzeugen, wonach sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben soll. Wenige Stunden später wurden in der St. Markus-Kathedrale in Alexandria mindestens elf weitere Menschen getötet. Die ägyptische Regierung sprach von Terror. Christen machen in Ägypten zehn Prozent der 94 Millionen Einwohner aus.
Nach dem Lkw-Anschlag in einem Einkaufszentrum in Stockholm vom Freitag sucht die Polizei nach Helfern des mutmaßlichen Attentäters. »Ungefähr fünf« Personen halte man derzeit fest, teilte die Stockholmer Polizei mit, darunter den Hauptverdächten, einen 39-jährigen Usbeken. Etwa 500 Menschen habe man befragt.
»Die Explosion ereignete sich in den vorderen Reihen, in der Nähe des Altars während der Messe«, informierte Vize-Innenminister Tarek Atija am Sonntag über den Anschlag in der Mar-Girgis-Kirche in Tanta, 120 Kilometer nördlich von Kairo. Der Gouverneur von Gharbija, Ahmed Deif, sagte dem Fernsehsender Nile News, möglicherweise habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt. Sicherheitskräfte hätten die Umgebung des Gotteshauses nach weiteren Sprengsätzen durchkämmt.
Ägyptische Privatsender zeigten Bilder von blutverschmierten Kirchenwänden und zerstörten Holzbänken in Tanta. Die Zahl der Toten stieg rasch von anfangs 13 auf 25, zudem wurden laut Gesundheitsministerium 78 Menschen verletzt. Der ägyptische Regierungschef Scherif Ismail bekräftigte als Reaktion auf den ersten Anschlag Ägyptens Willen, den »Terrorismus auszulöschen«.
Der Sprecher des Außenministeriums, Ahmed Abu Seid, erklärte, der Anschlag in Tanta sei »ein misslungener Angriff auf unsere Einheit«. Das einflussreiche sunnitische Al-Ashar-Institut in Kairo sprach ebenfalls von einem Versuch, die Sicherheitslage in Ägypten und »die Einheit der Ägypter zu destabilisieren«.
Bereits wenige Stunden nach der Bluttat in Tanta wurde die koptische Gemeinde erneut von einem Anschlag erschüttert. Dieses Mal traf es die St. Markus-Kathedrale in Alexandria und damit den Sitz ihres Oberhauptes, Papst Tawadros II. Dabei starben laut vorläufiger Bilanz des Gesundheitsministeriums elf Menschen. Weitere 35 Menschen wurden verletzt. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen.
Wie Christen in aller Welt hatten die Kopten in Tanta und Alexandria Palmsonntag gefeiert und sich damit auf das Osterfest in einer Woche vorbereitet. Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen etwa zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner Ägyptens aus.