BlackRock wird 4.0
BlackRock ersetzt im Aktiengeschäft zunehmend Menschen durch Algorithmen
Der Vermögensverwalter ersetzt Manager durch Algorithmen.
Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock will künftig verstärkt auf die maschinelle Auswahl von Aktien für seine Fonds setzen, um die Kosten zu senken. Einige Manager müssen ihren Platz räumen.
Menschen raus – Computer rein. Der mit einem Kapital von fünf Billionen Dollar weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock setzt eine Zukunftsvision um: Computer wählen schneller und sicherer die gewinnbringenden Anlagen aus. Zahlreiche hoch bezahlte Fondsmanager werden deshalb ihren Job verlieren.
Das New Yorker Unternehmen teilte kürzlich mit, dass es Finanzanlagen im Umfang von 30 Milliarden Dollar in passiv gehandelte Fonds verlagern wird. Das sind rund elf Prozent des Portfolios der aktiv gemanagten Fonds von BlackRock. Passiv heißt, dass diese Milliarden künftig nicht mehr von Menschen verwaltet, sondern mit Hilfe von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz gesteuert werden.
»Ein Herzstück von BlackRock ist die Kultur des Wandels und dessen Umwandlung in Chancen«, sagte Laurence Douglas Fink, Vorsitzender und CEO des Unternehmens, bei der Vorstellung der Pläne. »Wir sehen ständig voraus, welche Makrotrends sowohl unsere Branche als auch die Ansprüche unserer Kunden verändern. Und dann richten wir uns danach.« Fink hat noch eine andere Begründung für sein Vorgehen: »Die Demokratisierung von Informationen macht ein aktives Fondsmanagement viel schwieriger.«
Der Schritt von BlackRock zeigt einen Trend in der Finanzbranche auf. Fondsmanager haben in der wenig stabilen Landschaft an der Wall Street seit der Finanzkrise nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen. So hat das Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar herausgefunden, dass nur elf Prozent der aktiv von Managern gehandelten Fonds seit dem Höhepunkt der Rezession 2008 ihre Benchmarks erreicht oder geschlagen haben. Vergleichsmaßstab sind an der Börse üblicherweise die Indizes – bei US-amerikanischen Aktien der Dow Jones, bei deutschen Aktien der DAX oder eben Branchenindizes. Ein weiterer Punkt sind die hohen und steigenden Gebühren für die Kunden, mit denen die Einnahmen der Fondsmanager gesichert werden sollen. Denn diese sind sehr gut bezahlt und kosten ihre Firmen also viel Geld.
BlackRock und andere sehen eine Lösung im sogenannten passiven Handel. Dabei wird nicht mehr auf
Laurence Douglas Fink, CEO von BlackRock
bestimmte, von den Fondsmanagern ausgesuchten Aktien besonders stark gesetzt, sondern lediglich ein Index abgebildet. Die Rolle der Fondsmanager wird von automatisierten Systemen übernommen, die blitzschnell Strategien errechnen, um das Auf und Ab der Märkte vorherzusagen. Die Gebühren für die Passivfonds be- tragen oft nur einen Bruchteil jener für den Aktivhandel. Rund drei Billionen Dollar Anlagekapital steckt derzeit in börsengehandelten Indexfonds.
Traditionelle Methoden der Anlage in Aktien würden durch gewaltige Fortschritte in der Technologie und der Datenwissenschaft verändert, sagt Mark Wiseman, Chef des weltweiten Aktivhandels von BlackRock, der die Umstellung leitet. Dieser Handel bedürfe einer Veränderung. »Fondsmanager, die einfach dieselben Techniken und Instrumente wie in der Vergangenheit weiter nutzen, begrenzen ihre Fähigkeit, Spitzenleistungen zu generieren und den Erwartungen der Kunden zu entsprechen.«
Etwa 36 Fondsmanager werden bei BlackRock jetzt ihren Job verlieren. Allerdings verlässt sich das Unternehmen bei der Verwaltung seiner fünf Billionen Dollar Anlagewert ansonsten weiterhin stark auf Menschen. Bei der Finanzfirma macht der Aktivhandel ein Drittel der Anlagen aus und erbringt sogar die Hälfte an Gebühreneinnahmen.
CEO Fink hat sich seit einiger Zeit mit dem Gedanken an die erste Um- stellung angefreundet. Der »New York Times« sagte er kürzlich: »Wir müssen unser Ökosystem ändern. Das heißt, sich stärker auf Big Data, Künstliche Intelligenz, Faktoren und Modelle zu stützen.«
Damit steht er nicht allein. Anlage-Guru Warren Buffett empfiehlt sowohl den Groß- als auch den Kleinanlegern, sich an die Indexfonds zu halten. Wie immer folgten viele Anleger dem »Orakel von Oklahoma«: Allein im vergangenen Jahr wurden 380 Milliarden Dollar aus den aktiv gehandelten Fonds abgezogen und sogar 480 Milliarden neu in Passivfonds angelegt. Auch der weltgrößte Fondsverwalter im Bereich verzinslicher Anleihen, Vanguard, wendet sich einer ähnlichen Strategie zu, um die Kundengebühren niedrig zu halten, schreibt Morningstar-Analyst Jason Kephart.
Bei BlackRock soll die beschlossene Verlagerung von aktiv gemanagten Geldern hin zu automatisierten Systemen schrittweise erfolgen. Die Kunden des Vermögensverwalters dürfte dies freuen: Einige Gebühren könnten durch die Automatisierung um mehr als die Hälfte sinken.
»Die Demokratisierung von Informationen macht ein aktives Fondsmanagement viel schwieriger.«