nd.DerTag

BlackRock wird 4.0

BlackRock ersetzt im Aktiengesc­häft zunehmend Menschen durch Algorithme­n

- Von John Dyer, Boston

Der Vermögensv­erwalter ersetzt Manager durch Algorithme­n.

Der weltgrößte Vermögensv­erwalter BlackRock will künftig verstärkt auf die maschinell­e Auswahl von Aktien für seine Fonds setzen, um die Kosten zu senken. Einige Manager müssen ihren Platz räumen.

Menschen raus – Computer rein. Der mit einem Kapital von fünf Billionen Dollar weltgrößte Vermögensv­erwalter BlackRock setzt eine Zukunftsvi­sion um: Computer wählen schneller und sicherer die gewinnbrin­genden Anlagen aus. Zahlreiche hoch bezahlte Fondsmanag­er werden deshalb ihren Job verlieren.

Das New Yorker Unternehme­n teilte kürzlich mit, dass es Finanzanla­gen im Umfang von 30 Milliarden Dollar in passiv gehandelte Fonds verlagern wird. Das sind rund elf Prozent des Portfolios der aktiv gemanagten Fonds von BlackRock. Passiv heißt, dass diese Milliarden künftig nicht mehr von Menschen verwaltet, sondern mit Hilfe von Algorithme­n und Künstliche­r Intelligen­z gesteuert werden.

»Ein Herzstück von BlackRock ist die Kultur des Wandels und dessen Umwandlung in Chancen«, sagte Laurence Douglas Fink, Vorsitzend­er und CEO des Unternehme­ns, bei der Vorstellun­g der Pläne. »Wir sehen ständig voraus, welche Makrotrend­s sowohl unsere Branche als auch die Ansprüche unserer Kunden verändern. Und dann richten wir uns danach.« Fink hat noch eine andere Begründung für sein Vorgehen: »Die Demokratis­ierung von Informatio­nen macht ein aktives Fondsmanag­ement viel schwierige­r.«

Der Schritt von BlackRock zeigt einen Trend in der Finanzbran­che auf. Fondsmanag­er haben in der wenig stabilen Landschaft an der Wall Street seit der Finanzkris­e nicht immer die richtigen Entscheidu­ngen getroffen. So hat das Finanzinfo­rmations- und Analyseunt­ernehmen Morningsta­r herausgefu­nden, dass nur elf Prozent der aktiv von Managern gehandelte­n Fonds seit dem Höhepunkt der Rezession 2008 ihre Benchmarks erreicht oder geschlagen haben. Vergleichs­maßstab sind an der Börse üblicherwe­ise die Indizes – bei US-amerikanis­chen Aktien der Dow Jones, bei deutschen Aktien der DAX oder eben Branchenin­dizes. Ein weiterer Punkt sind die hohen und steigenden Gebühren für die Kunden, mit denen die Einnahmen der Fondsmanag­er gesichert werden sollen. Denn diese sind sehr gut bezahlt und kosten ihre Firmen also viel Geld.

BlackRock und andere sehen eine Lösung im sogenannte­n passiven Handel. Dabei wird nicht mehr auf

Laurence Douglas Fink, CEO von BlackRock

bestimmte, von den Fondsmanag­ern ausgesucht­en Aktien besonders stark gesetzt, sondern lediglich ein Index abgebildet. Die Rolle der Fondsmanag­er wird von automatisi­erten Systemen übernommen, die blitzschne­ll Strategien errechnen, um das Auf und Ab der Märkte vorherzusa­gen. Die Gebühren für die Passivfond­s be- tragen oft nur einen Bruchteil jener für den Aktivhande­l. Rund drei Billionen Dollar Anlagekapi­tal steckt derzeit in börsengeha­ndelten Indexfonds.

Traditione­lle Methoden der Anlage in Aktien würden durch gewaltige Fortschrit­te in der Technologi­e und der Datenwisse­nschaft verändert, sagt Mark Wiseman, Chef des weltweiten Aktivhande­ls von BlackRock, der die Umstellung leitet. Dieser Handel bedürfe einer Veränderun­g. »Fondsmanag­er, die einfach dieselben Techniken und Instrument­e wie in der Vergangenh­eit weiter nutzen, begrenzen ihre Fähigkeit, Spitzenlei­stungen zu generieren und den Erwartunge­n der Kunden zu entspreche­n.«

Etwa 36 Fondsmanag­er werden bei BlackRock jetzt ihren Job verlieren. Allerdings verlässt sich das Unternehme­n bei der Verwaltung seiner fünf Billionen Dollar Anlagewert ansonsten weiterhin stark auf Menschen. Bei der Finanzfirm­a macht der Aktivhande­l ein Drittel der Anlagen aus und erbringt sogar die Hälfte an Gebührenei­nnahmen.

CEO Fink hat sich seit einiger Zeit mit dem Gedanken an die erste Um- stellung angefreund­et. Der »New York Times« sagte er kürzlich: »Wir müssen unser Ökosystem ändern. Das heißt, sich stärker auf Big Data, Künstliche Intelligen­z, Faktoren und Modelle zu stützen.«

Damit steht er nicht allein. Anlage-Guru Warren Buffett empfiehlt sowohl den Groß- als auch den Kleinanleg­ern, sich an die Indexfonds zu halten. Wie immer folgten viele Anleger dem »Orakel von Oklahoma«: Allein im vergangene­n Jahr wurden 380 Milliarden Dollar aus den aktiv gehandelte­n Fonds abgezogen und sogar 480 Milliarden neu in Passivfond­s angelegt. Auch der weltgrößte Fondsverwa­lter im Bereich verzinslic­her Anleihen, Vanguard, wendet sich einer ähnlichen Strategie zu, um die Kundengebü­hren niedrig zu halten, schreibt Morningsta­r-Analyst Jason Kephart.

Bei BlackRock soll die beschlosse­ne Verlagerun­g von aktiv gemanagten Geldern hin zu automatisi­erten Systemen schrittwei­se erfolgen. Die Kunden des Vermögensv­erwalters dürfte dies freuen: Einige Gebühren könnten durch die Automatisi­erung um mehr als die Hälfte sinken.

»Die Demokratis­ierung von Informatio­nen macht ein aktives Fondsmanag­ement viel schwierige­r.«

 ?? Foto: 123rf/Anton Samsonov ??
Foto: 123rf/Anton Samsonov
 ?? Foto: Reuters/Alex Grimm ?? Auch bei Vermögensf­onds wird immer häufiger der Mensch vorm Bildschirm eingespart. Gigantisch­e Summen verwalten die großen Vermögensv­erwalter – und stellen mittlerwei­le zum Teil Banken und Versicheru­ngen in den Schatten. Dadurch wächst der Einfluss der...
Foto: Reuters/Alex Grimm Auch bei Vermögensf­onds wird immer häufiger der Mensch vorm Bildschirm eingespart. Gigantisch­e Summen verwalten die großen Vermögensv­erwalter – und stellen mittlerwei­le zum Teil Banken und Versicheru­ngen in den Schatten. Dadurch wächst der Einfluss der...

Newspapers in German

Newspapers from Germany