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Das Geschäft mit den ETFs

Indexfonds machen die Börsen krisenanfä­lliger

- Von Kurt Stenger

Das Geschäftsm­odell der derzeit größten Vermögensv­erwalter lässt sich auf drei Buchstaben reduzieren: ETF. Exchange-Traded Funds sind börsengeha­ndelte Fonds, die meist mittels Computerpr­ogrammen passiv verwaltet werden und lediglich einen Index abbilden. Erfunden wurde das Finanzprod­ukt Anfang der 1970er Jahre von der US-Großbank State Street. Vor allem seit der Finanzkris­e boomt es wie kein zweites Finanzprod­ukt. Fondsmanag­er, die eine schlechte Performanc­e liefern und sich gerne auf teuren Partys vergnügen, haben einen schlechten Ruf. Und die extrem ruppig agierenden Hegdefonds kommen nicht mehr so gut an, da sie ihre Renditever­sprechen häufig nicht erfüllen.

Auch in Deutschlan­d boomen ETFs. Rund 130 Milliarden Euro haben hiesige Anleger mittlerwei­le investiert, weltweit sind es 3,5 Billionen Dollar. Vor allem bei den Fonds von iShares, db x-trackers und Lyxor. Hinter den alternativ klingenden Namen verbergen sich hingegen drei Giganten: BlackRock, Deutsche Bank und Société Générale. Während die Sparkasenm­arke ETFlab unter ferner liefen rangiert, bringt es iShares allein auf 42 Prozent Marktantei­l.

Kaum ein Anlagebera­ter oder Verbrauche­rschützer, der Kleininves­toren derzeit nicht zu diesen Indexfonds rät. Begründung: ETFs seien kostengüns­tig, transparen­t und wegen der passiven Abbildung von DAX oder Ähnlichem mit relativ geringem Risiko verbunden. Als Sonderverm­ögen der Emittenten unterliege­n sie normalen Kursschwan­kungen, aber anders als seinerzeit die Zertifikat­e von Lehman Brothers keinem Ausfallsri­siko, sollte der Anbieter pleite gehen.

Allerdings gibt es Börsenexpe­rten, die den Aufstieg der ETFs kritisch sehen. Sie warnen vor dem »Tracking Error«: dass es dem Fonds oft doch nicht gelingt, den Indexkurs exakt nachzubild­en. Die Abweichung­en können durchaus groß sein, wie der »Flash-Crash« an der Wall Street vom August 2015 zeigte, als Anleger in großem Stil ETF-Anteile verkaufen wollten und diese sich als illiquide entpuppten. Das Hauptprobl­em betrifft die Stabilität der Finanzmärk­te: ETFs agieren ausschließ­lich pro-zyklisch. Rennt die Anlegerher­de in eine bestimmte Richtung, müssen die Fonds mitrennen. Demnach überzeichn­en sie durch ihr schieres Gewicht einen Börsenboom – oder können einen Crash massiv verschärfe­n.

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