nd.DerTag

Traurige Anekdote

- Simon Poelchau über die ausstehend­e Angleichun­g der Renten

Eigentlich könnte es eine lustige Anekdote aus dem Innenleben der deutschen Bürokratie sein: Der Bundestag versucht, seine eigene Rechtsprec­hung zu umgehen, um wenigstens seinen eigenen Angestellt­en eine Spaltung in künftige Ost- und Westrentne­r zu ersparen. Doch dem macht die Rentenvers­icherung einen Strich durch die Rechnung und will prüfen, ob die Angestellt­en nun im ehemaligen Osten oder Westen ihr Büro haben.

Trotz ihrer Absurdität ist die Geschichte, dass ein paar Meter Unterschie­d beim Ort der Dienststel­le einen entscheide­nden Einfluss auf die Höhe der Rentenansp­rüche haben, aber nicht lustig. Denn es geht nicht allein um ein paar Hundert Angestellt­e des Bundestage­s. Auch 27 Jahre nach der Einheit liegt der zur Berechnung der Ansprüche ausschlagg­ebende Rentenwert im Osten bei lediglich 94,1 Prozent des Westniveau­s von 30,45 Euro. Dass die Ostlöhne bei der Berechnung etwas aufgewerte­t werden, ist nur ein schwacher Trost für die Rentner und Beschäftig­ten im Osten, denn de facto verdient man in den neuen immer noch weitaus weniger als in den alten Bundesländ­ern. Und dies wird auch nach 2025 so sein, wenn die Rentennive­aus offiziell angegliche­n sein werden.

So ist die Geschichte über die Ansprüche der Bundestags­angestellt­en eine traurige Anekdote über die Ungerechti­gkeit des Rentensyst­ems.

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