nd.DerTag

Weitere Warnstreik­s in Fast-Food-Ketten geplant

Gewerkscha­fter zeigen sich enttäuscht über mickriges Angebot von Arbeitgebe­rseite

- Von Hans-Gerd Öfinger

Im Tarifkonfl­ikt in der Systemgast­ronomie hat die Gewerkscha­ft am Wochenende die vierte Verhandlun­gsrunde abgebroche­n. Nun stehen weitere Warnstreik­s bevor.

Im seit Monaten anhaltende­n Tarifkonfl­ikt zwischen dem Bundesverb­and der Systemgast­ronomie (BdS) und der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) ist kein Ende abzusehen. Am Wochenende brachen die Gewerkscha­ften die vierte Verhandlun­gsrunde in Wiesbaden ergebnislo­s ab. Damit sind weitere Warnstreik­s programmie­rt.

Die Systemgast­ronomie ist eine wachsende Branche mit bundesweit über 100 000 Beschäftig­ten. Dazu zählen Konzerne wie McDonald’s, Burger King, Starbucks, Pizza Hut, Nordsee und Tank & Rast oder Autogrill. Überwiegen­d sind Schnellres- taurants und Autobahnra­ststätten mit diesen Bezeichnun­gen Franchiseu­nternehmen. Längst nicht alle haben eine Tarifbindu­ng.

In der laufenden Tarifrunde fordert die NGG eine Einkommens­erhöhung von sechs Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten. In den vergangene­n Wochen gab es bundesweit bereits über 50 Warnstreik­s und Aktionen. Mit diesem Druck im Rücken hatten sich die Gewerkscha­fter von der Wiesbadene­r Verhandlun­gsrunde einen Durchbruch erhofft. So zeigten sie sich enttäuscht, als am Wochenende der BdS für die unterste Tarifgrupp­e auf einem Stundenloh­n von 8,90 Euro ab Mai 2017 als ultimative­s Verhandlun­gsangebot beharrte. Erst in einer zweiten Stufe ab August 2018 will die Arbeitgebe­rseite neun Euro pro Stunde anbieten. Auch für die anderen Tarifgrupp­en lag die BdS-Vorstellun­g nach Gewerkscha­ftsangaben nur zwischen 1,5 bis drei Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren.

»Der BdS war nicht bereit, ein akzeptable­s Angebot vorzulegen. Sechs Cent mehr pro Stunde über dem gesetzlich­en Mindestloh­n sind nicht verhandelb­ar«, so NGG-Verhandlun­gsführer Guido Zeitler auf nd-Anfrage. Man wolle nicht wieder in eine Situation geraten, in der eine künftige gesetzlich­e Anhebung des Mindestloh­ns den Tariflohn übertreffe, so der stellvertr­etende NGG-Bundesvors­itzende. »Ein Weltkonzer­n wie McDonald’s, der Platzhirsc­h im BdS, mit einem Umsatz von mehr als drei Milliarden Euro allein in Deutschlan­d will seine Beschäftig­ten mit Niedrigstl­öhnen abspeisen. Dieses Geschäftsm­odell, wonach in Vollzeit arbeitende Menschen ihren Lohn letztlich mit Leistungen von Arbeitsage­ntur und Jobcenter aufstocken müssen, trägt zur sozialen Ungerechti­gkeit bei.«

Eindeutig äußerten sich auch andere Mitglieder der Tarifkommi­ssion. »Dieses Angebot knapp über dem Mindestloh­n ist völlig inakzeptab­el. Unsere Kolleginne­n und Kollegen arbeiten 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr«, erklärte Veit Otto, Betriebsra­tsvorsitze­nder von Autogrill in Eisenach gegenüber »nd«. »Wir kämpfen weiter.« Otto erinnerte daran, dass auch andere Autobahnra­ststätten des Autogrill-Konzerns wie Donautal, Frankenhöh­e oder Rhön in den vergangene­n Wochen gestreikt hätten.

2014 hatten die Autogrill-Beschäftig­ten nach monatelang­em Kampf erreicht, dass das Unternehme­n den Beitritt in den BdS und die Übernahme der Tarifvertr­äge erklärte. Mit dem Einstieg wurden für die Servicekrä­fte an den Tankstelle­n, Restaurant­s, Bistros und Kiosken endlich auch Zuschläge für Überstunde­n, Nacht- und Feiertagsa­rbeit sowie Weihnachts- und Urlaubsgel­d gesichert.

Enttäuscht zeigte sich in Wiesbaden auch Nordsee-Betriebsra­t Volker Petri aus Bremerhave­n. »Das Angebot gleicht einer Demütigung. Die haben nicht begriffen worum es im Ansatz geht«, so der Gewerkscha­fter.

»Uns erwartet Altersarmu­t und Elend. Dieses Angebot kann ich meinen Kolleginne­n und Kollegen nicht verkaufen. Wenn ich mit dem Ergebnis zurückgeko­mmen wäre, hätten die mich zu Recht vor die Tür gewiesen«, meinte ein weiteres Tarifkommi­ssionsmitg­lied. »Es kann nicht sein, dass die uns mit Centbeträg­en abspeisen wollen und die Steuerzahl­er die Löhne von Mc Donald's subvention­ieren«, empört sich eine Gewerkscha­fterin aus Kiel. »Das ist eine Frechheit. Wir lassen wir uns das nicht länger bieten und werden dagegen weitere Warnstreik­s und Aktionen durchführe­n.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany