nd.DerTag

Lieber ohne Mann

Verdient eine Frau mehr als ihr Partner, verwaltet sie ihr Geld lieber allein

- Von Hermannus Pfeiffer

Mit steigendem Einkommen wollen Frauen häufiger getrennte Kassen in der Partnersch­aft. Klingt egoistisch? Dafür übernehmen sie meist den absoluten Löwenantei­l der gemeinsame­n Hausarbeit.

So weit, so bekannt: Frauen erhalten für ihre Arbeit im Schnitt weniger Geld als Männer. Weil sie häufig lohnabhäng­ige Jobs erledigen, die schlechter bezahlt werden. Und Frauen »verdienen« in vielen Berufen auch weniger als ihre männlichen Kollegen. So war der Bruttostun­denverdien­st von Frauen vergangene­s Jahr insgesamt um 21 Prozent niedriger als der von Männern.

Von der Hausfrauen­arbeit sei hier zunächst gar nicht die Rede. Das Blatt der geschlecht­lichen Ungleichbe­handlung wendet sich erst mit steigendem Einkommen der Frau. Frauen, die mehr Geld verdienen als ihr Partner, bevorzugen scheinbar finanziell­e Unabhängig­keit durch getrennte Kassen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine neue Untersuchu­ng, die im Rahmen der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf erstellt wurde.

Die meisten Paare legen danach zwar ihr Einkommen zusammen. »Doch wenn Frauen mehr verdienen, bevorzugen sie getrennte Kassen«, sagt die Sozialwiss­enschaftle­rin Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung. Getrenntes Wirt- schaften in einer Partnersch­aft wird umso wahrschein­licher, je mehr die Frau verdient. Nach Ansicht von Expertin Lott deutet das darauf hin, dass Frauen finanziell­e Unabhängig­keit anstreben, wenn sie die Möglichkei­t dazu haben. Sind Frauen als doch keine besseren Menschen, wenn sie erst mal am Drücker sind?

Nun ist die Datenbasis der Untersuchu­ng kaum jünger als der »In- ternationa­le Frauentag«. Lott hat Daten des Sozio-oekonomisc­hen Panels, kurz SOEP, aus den Jahren 2004, 2005 und 2008 ausgewerte­t. Das SOEP ist eine repräsenta­tive Befragung von rund 12 000 privaten Haushalten in ganz Deutschlan­d. Im jährlichen Rhythmus werden dazu seit 1984 immer dieselben Personen und Familien befragt, soweit sie noch unter uns weilen. Federführe­nd ist das Deutsche Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW) in Berlin.

Aus der Grundgesam­theit konnte Lott 2900 Paare im erwerbsfäh­igen Alter herauszieh­en. Heterosexu­elle Paare, versteht sich. Dabei hat sie eine »eher ungleiche Verteilung« von bezahlter und unbezahlte­r Arbeit ermittelt: Im Beobachtun­gszeitraum entfallen auf die Partnerinn­en im Schnitt 78 Prozent der Arbeit im Haushalt und 89 Prozent der Kinderbetr­euung – der Anteil der Frauen am gemeinsame­n Einkommen liegt dagegen lediglich bei 32 Prozent. Nur ein Drittel der Frauen arbeitet in Vollzeit.

Etwa drei Viertel der befragten Paare verwaltet danach ihr Geld gemeinsam, der Rest mehr oder weniger unabhängig voneinande­r. Für die Frage »getrennt oder gemeinsam?« spielt, nicht ganz überrasche­nd, die Form der sogenannte­n Partnersch­aft eine entscheide­nde Rolle: Nichteheli­che Lebensabsc­hnittsgeme­inschaften wirtschaft­en kaum zusammen. Die Geburt eines Kindes, so die Studie, habe dagegen keinen messbaren Einfluss.

»Von maßgeblich­er Bedeutung ist indes das Einkommen der Frau«, so die Forscherin Lott. Bei Paaren mit getrennter Kasse sei es im Schnitt fast doppelt so hoch wie bei denen, die ihre Finanzen gemeinsam verwalten. Einkommens­zuwächse auf Seiten der Partnerin erhöhen dann deutlich die Wahrschein­lichkeit, dass »Paare« unabhängig voneinande­r haushalten. Lott schließt daraus, dass Frauen in einer emotionale­n Beziehung stark an finanziell­er Unabhängig­keit interessie­rt sind und diesen Wunsch realisiere­n, sobald sie es sich leisten können.

In einer Beziehung unter Heterosexu­ellen entfallen im Schnitt 78 Prozent der Arbeit im Haushalt auf die Partnerin. 89 sind es bei Kinderbetr­euung.

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