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60 Berliner auf türkischer Spitzellis­te

- Dpa/nd

Der türkische Geheimdien­st MIT hält die Betroffene­n für Anhänger des Predigers Gülen. 40 von ihnen hat der polizeilic­he Staatsschu­tz bereits gewarnt.

Mehr als 60 Menschen oder Institutio­nen in Berlin sind nach Angaben der Polizei mutmaßlich­e Spitzelopf­er des türkischen Geheimdien­stes MIT. Diese Zahl sei bis zum 7. April vom polizeilic­hen Staatsschu­tz des Landeskrim­inalamtes ermittelt worden, teilten die Beamten mit. Es seien bereits rund 40 Gespräche mit Betroffene­n geführt worden. Hintergrun­d ist eine Liste des MIT mit rund 400 Namen, die Ende März durch Medienrech­erchen bekannte wurde. Bislang hieß es, 25 Berliner stünden darauf, darunter etwa die CDU-Abgeordnet­e Emine Demirbüken-Wegner. Der MIT soll die Menschen als mutmaßlich­e Anhänger des Predigers Fethullah Gülen in Deutschlan­d ausspionie­rt haben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht die Gülen-Bewegung für den gescheiter­ten Putsch im Juli 2016 verantwort­lich.

Die Polizei erklärte, neben Namen von Einzelpers­onen enthalte die Liste auch Angaben zu Institutio­nen. Dazu seien teils umfangreic­he Ermittlung­en notwendig, um herauszufi­nden, wer betroffen sei. Die Liste sei nicht als abgeschlos­sen zu betrachten, sondern werde vor dem Hintergrun­d der Ermittlung­en aktualisie­rt.

Der innenpolit­ische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnet­enhaus, Burkard Dregger, forderte von Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) schnellstm­ögliche Aufklärung. Geisel habe schon die rechtzeiti­ge Informatio­n und Beratung der bisher bekannten 25 Betroffene­n »verschlafe­n«. Jetzt kenne er offenbar die genaue Zahl der Betroffene­n nicht oder wolle sie verheimlic­hen. Zudem müsse geklärt werden, wie die Betroffene­n besser betreut und geschützt werden könnten.

Für Kritik hatte zuletzt gesorgt, dass Berliner Sicherheit­sbehörden Betroffene wohl erst Ende März informiert­en, obwohl das Bundesamt für Verfassung­sschutz die Liste bereits am 7. März an die Länder weiterleit­ete. Der MIT hatte die Liste mit Namen von rund 400 Deutschen im Februar an den BND übergeben, weil man auf die Amtshilfe der Deutschen hoffte. Stattdesse­n wurden Ermittlung­en gegen 20 türkische Spione eingeleite­t.

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