Berliner Tischtennisfrauen mit Doppelpack
TTC Eastside Berlin nach dem Champions-League-Finaleinzug vorzeitig zum vierten Mal deutscher Meister
Die Tischtennisspielerinnen des TTC Eastside Berlin feierten innerhalb von 24 Stunden zwei Toperfolge: erst den Champions-League-Finaleinzug, dann den Gewinn zum vierten Mal des deutschen Meistertitels.
Gibt man bei der Internet-Suchmaschine Google den Begriff Eastside ein, erhält man sekundenschnell die Antwort »ungefähr 79 700 000 Ergebnisse«. Der erste Link der Liste aber lautet erstaunlicherweise »ttc berlin eastside: Tischtennis Verein Berlin« und verweist auf die Homepage des Klubs.
Das ist aller Ehren wert, denn von Nichts kommt nichts. Am Wochenende hatte der Verein aus dem Osten der Stadt, über dessen große Tradition, seine in der DDR sportpolitisch verordnete »Pause« und das Comeback nach der Wende nur wenige Sportinsider Bescheid wissen, erneut dafür gesorgt, dass der TTC Eastside Berlin eine Qualitätsmarke bleibt.
Am vergangenen Freitag zog das erst 1997 in die 1. Bundesliga aufgestiegene Team zum vierten Mal seit 2012 ins Endspiel der Champions League ein, das man schon dreimal – 2012, 2014 und 2016 – gewonnen hat. Die beiden anderen Male erreichte man das Halbfinale.
Mit 3:2 hatten die Berlinerinnen vor vier Wochen bei Linz AG Froschberg gesiegt. Nun folgte im Rückkampf gegen den österreichischen Meister vor heimischer Kulisse ein hart erkämpftes 3:0 nach drei 3:2Einzeln. Anfang Mai werden sich die Berliner Tischtennisfrauen in den beiden Finalpartien wie im Vorjahr mit KTS Tarnobrzeg (Polen) messen, bei dem Deutschlands Nummer 1 Han Ying (Weltranglisten-7.) der Star ist.
Eastside zeigte in beiden Partien gegen Linz, dass es quasi für alle Problemlagen eine Lösung hat. Weil es sich in den Vorjahren beim Aufbau eines Topteams nicht abhängig gemacht hat von herausragenden Individualisten, sondern stets auch die Teamfähigkeit aller Spielerinnen zur Conditio sine qua non erhob. Schwächelte die eine, glänzte die andere. Das ging fast immer auf.
Seit Januar 2015, als man im Champions-League-Halbfinale gegen Fenerbahce Istanbul verlor, hat Eastside – das Wochenende eingeschlos- sen – keines der folgenden 68 Matches verloren – ob Champions League, Meisterschaft oder nationaler Pokal.
Dabei waren die Begegnungen am Freitag daheim gegen Linz und 24 Stunden später am Samstag in der Bundesliga bei TUSEM Essen und schließlich am Sonntag in Grünwettersbach erneut in der Liga im dorthin verlegten Heimspiel gegen TV Busenbach keine Allerweltsauftritte.
Gegen Linz ging es um den Einzug in das Champions-League-Finale und in den beiden Bundesligabegegnungen um die deutsche Meisterschaft. Beide Hürden nahmen die TTC-Frauen auf ebenso überzeugende wie selbstbewusste Art und Weise. Was nicht heißt, dass es nicht Mühe und Leidenschaft bedurfte, um zwischenzeitliche Probleme in den Matches immer positiv für Berlins sportartenübergreifend beste Mannschaft aus dem Wege zu räumen. Dreimal knappe 3:2-Siege in den Einzelspielen gegen Linz machten deutlich, dass die Gäste aus Österreich nicht zum Punkteabliefern ins Freizeitforum nach Marzahn gekommen waren.
Die Gefahr von ganz engen Spielen bestand am Samstag im Nachholspiel der Bundesliga bei TUSEM Essen nicht. Das 6:1 (19:7 Sätze) der Gäste aus Berlin war schließlich ein passgerechtes Resultat für die vorzeitige Meisterfeier, die freilich vertagt wurde, weil bereits einen Tag später, am Sonntag, das Auswärtsspiel gegen TV Busenbach anstand, das überlegen mit 6:0 Punkten und 18:0 Sätzen gewonnen wurde.
Mit 30:0 Punkten kann der Verfolger SV DJK Kolbermoor (24:4 Punkte) den Berlinerinnen den vierten Titelgewinn in Serie nicht mehr nehmen. Den Abschluss der nationalen Saison, die schon im Januar mit dem Pokalsieg den ersten Höhepunkt hatte, wird man nun am 30. April mit dem Heimspiel gegen Kolbermoor gebührend feiern. Danach folgen die beiden Champions-League-Finals, in denen die Berlinerinnen nicht chancenlos sind.
TTC-Präsident Alexander Teichmann wertete die Meisterschaft als »besonders, weil wir durchgehend personelle Probleme hatten«. So fiel Petrissa Solja mehrfach aus, die Weltranglistenzwölfte Xiaona Shan fehlte zeitweise ebenso wie Neuzugang Chantal Mantz und Gina Pota. »Dass wir so lange ungeschlagen sind, ist toll und zeugt von hoher Konstanz.«
Petrissa Solja, die Nummer 13 der Weltrangliste und personifiziertes Beispiel dafür, dass bei Eastside alle verpflichteten Spielerinnen mit ihrem Engagement immer besser geworden sind, kommentierte den erneuten Titelgewinn so: »So viele Jahre an der deutschen Spitze zu sein, ohne dass es jemand gepackt hat, uns den Titel streitig zu machen, ist schon etwas Besonderes. Da kann ich nur sagen: Wow.«