Mit Strom in die Luft
US-Unternehmen wollen Flugzeuge bauen, die mit Hybridantrieb fliegen
Bald auf kurzen Strecken ohne Kerosin unterwegs?
Die Luftfahrt gehört zu den größten Klimasündern. Jungunternehmen wollen das ändern und Hybridflugzeuge bauen, die auf kurzen Strecken kein Kerosin brauchen.
Die Luftfahrtindustrie lernt von den Herstellern von Elektroautos. Zunum Aero im US-Bundesstaat Washington am Pazifik hat kürzlich finanzielle Unterstützung von Boeing und der Fluglinie JetBlue bekommen, um ein Flugzeug mit Hybridantrieb zu bauen, das auf kurzen Flügen bis zu 80 Prozent weniger Abgase in die Luft blasen soll. Für den Elektroteil des Hybridantriebs müssen aber noch effizientere Batterien entwickelt werden.
»Der Zeitaufwand von Tür zu Tür ist bei denmeisten Flügen heute nicht besser als vor 50 Jahren«, sagt der Gründer und Geschäftsführer von Zunum Aero, Ashish Kumar. »Hybridantrieb ist eine Lösung, die die Branche verändern und mittleren Flugzeugen auf Regionalrouten erlauben wird, kostengünstiger zu sein als Linienflugzeuge.«
Obwohl das Realisierungskonzept noch vorgestellt werden muss, begrüßen Klimaschützer, dass Firmen wie Zunum Aero und Wright Electric zur richtigen Zeit kommen. »Es ist schwer einzuschätzen, ob solche Investitionen in bahnbrechende Flugzeugtechnologie halten können, was sie versprechen«, sagte Brad Schallert, Vizedirektor für Klimaschutz beim WWF USA. »Aber wir sollten willkommen heißen, wenn die Luftfahrt ihren fairen Teil dazu beiträgt, die Temperaturziele zu erreichen, die von den Mitgliedsländern des Pariser Abkommens gesetzt worden sind.« 2015 hatten sich die USA verpflichtet, die Ab- gas-Emissionen bis 2025 um mindestens 26 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 zu senken.
Die Luftfahrt verursacht global rund zwei Prozent der Treibhausgase, so die US-Luftbehörde FAA. Aber sie trägt dadurch fünf Prozent zur Erderwärmung bei, betont Schallert, weil sie ihre Abgase in großer Höhe in die Atmosphäre abgibt. Autohersteller, Kraftwerke und Industrie bemühten sich, ihre Abgase zu reduzieren. Aber die Emissionen der Flugzeuge stiegen weiter, um 300 Prozent bis 2050, ebenfalls im Vergleich zum Stand von 2005 – es sei denn, Firmen, Regierungen und Techniker finden Wege, die Luftverschmutzung durch Flugzeuge zu reduzieren.
Beim vor drei Jahren gegründeten Unternehmen Zunum Aero glaubt man, dass der regionale Luftverkehrsmarkt geeignet sei, sowohl rentabel zu sein, als auch die Umwelt zu schüt- zen. Die wenig ausgelasteten regionalen Flugplätze in den USA könnten ein Transportnetz für Flüge unter 1600 Kilometern bilden, bei dem der Zeitaufwand für Passagiere sogar verringert wird. Ein kleines Flugzeug mit zehn bis 50 Sitzen könnte die 400 Kilometer zwischen San José und Pasadena in 2,5 Stunden fliegen und die CO2-Emission auf Regionalflughäfen gegen Null drücken. Derzeit machen diese rund 40 Prozent aller Emissionen der US-Luftfahrt aus, hieß es auf der Webseite von Zunum Aero. In den USA gibt es 13 500 Flughäfen, aber 97 Prozent des Luftverkehrs wird über die 140 großen Flughäfen abgewickelt.
Wo Zunum Aero die Batterien für die Flugzeuge aufladen wird, hat ebenfalls Einfluss auf die Emissionen. Denn mit Strom aus Kohlekraftwerken wird die Umwelt auch verschmutzt. Jeff Engler, Chef von Wright Electric, erläutert auf seinem Blog, dass ein elektrisch angetriebenes Flugzeug, das 450 Kilometer weit fliege, rund die Hälfte der üblichen Betriebskosten einspare. Die Kosten für Sonnenenergie und die Batteriepreise sinken nach Englers Angaben. In all diesen Berechnungen gebe es noch einen hohen Unsicherheitsfaktor, räumte er ein. Möglicherweise werde auch der Jet-Treibstoff billiger. »Aber es ist viel Platz für Optimismus.«