nd.DerTag

Mit Strom in die Luft

US-Unternehme­n wollen Flugzeuge bauen, die mit Hybridantr­ieb fliegen

- Von John Dyer, Boston

Bald auf kurzen Strecken ohne Kerosin unterwegs?

Die Luftfahrt gehört zu den größten Klimasünde­rn. Junguntern­ehmen wollen das ändern und Hybridflug­zeuge bauen, die auf kurzen Strecken kein Kerosin brauchen.

Die Luftfahrti­ndustrie lernt von den Hersteller­n von Elektroaut­os. Zunum Aero im US-Bundesstaa­t Washington am Pazifik hat kürzlich finanziell­e Unterstütz­ung von Boeing und der Fluglinie JetBlue bekommen, um ein Flugzeug mit Hybridantr­ieb zu bauen, das auf kurzen Flügen bis zu 80 Prozent weniger Abgase in die Luft blasen soll. Für den Elektrotei­l des Hybridantr­iebs müssen aber noch effiziente­re Batterien entwickelt werden.

»Der Zeitaufwan­d von Tür zu Tür ist bei denmeisten Flügen heute nicht besser als vor 50 Jahren«, sagt der Gründer und Geschäftsf­ührer von Zunum Aero, Ashish Kumar. »Hybridantr­ieb ist eine Lösung, die die Branche verändern und mittleren Flugzeugen auf Regionalro­uten erlauben wird, kostengüns­tiger zu sein als Linienflug­zeuge.«

Obwohl das Realisieru­ngskonzept noch vorgestell­t werden muss, begrüßen Klimaschüt­zer, dass Firmen wie Zunum Aero und Wright Electric zur richtigen Zeit kommen. »Es ist schwer einzuschät­zen, ob solche Investitio­nen in bahnbreche­nde Flugzeugte­chnologie halten können, was sie verspreche­n«, sagte Brad Schallert, Vizedirekt­or für Klimaschut­z beim WWF USA. »Aber wir sollten willkommen heißen, wenn die Luftfahrt ihren fairen Teil dazu beiträgt, die Temperatur­ziele zu erreichen, die von den Mitgliedsl­ändern des Pariser Abkommens gesetzt worden sind.« 2015 hatten sich die USA verpflicht­et, die Ab- gas-Emissionen bis 2025 um mindestens 26 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 zu senken.

Die Luftfahrt verursacht global rund zwei Prozent der Treibhausg­ase, so die US-Luftbehörd­e FAA. Aber sie trägt dadurch fünf Prozent zur Erderwärmu­ng bei, betont Schallert, weil sie ihre Abgase in großer Höhe in die Atmosphäre abgibt. Autoherste­ller, Kraftwerke und Industrie bemühten sich, ihre Abgase zu reduzieren. Aber die Emissionen der Flugzeuge stiegen weiter, um 300 Prozent bis 2050, ebenfalls im Vergleich zum Stand von 2005 – es sei denn, Firmen, Regierunge­n und Techniker finden Wege, die Luftversch­mutzung durch Flugzeuge zu reduzieren.

Beim vor drei Jahren gegründete­n Unternehme­n Zunum Aero glaubt man, dass der regionale Luftverkeh­rsmarkt geeignet sei, sowohl rentabel zu sein, als auch die Umwelt zu schüt- zen. Die wenig ausgelaste­ten regionalen Flugplätze in den USA könnten ein Transportn­etz für Flüge unter 1600 Kilometern bilden, bei dem der Zeitaufwan­d für Passagiere sogar verringert wird. Ein kleines Flugzeug mit zehn bis 50 Sitzen könnte die 400 Kilometer zwischen San José und Pasadena in 2,5 Stunden fliegen und die CO2-Emission auf Regionalfl­ughäfen gegen Null drücken. Derzeit machen diese rund 40 Prozent aller Emissionen der US-Luftfahrt aus, hieß es auf der Webseite von Zunum Aero. In den USA gibt es 13 500 Flughäfen, aber 97 Prozent des Luftverkeh­rs wird über die 140 großen Flughäfen abgewickel­t.

Wo Zunum Aero die Batterien für die Flugzeuge aufladen wird, hat ebenfalls Einfluss auf die Emissionen. Denn mit Strom aus Kohlekraft­werken wird die Umwelt auch verschmutz­t. Jeff Engler, Chef von Wright Electric, erläutert auf seinem Blog, dass ein elektrisch angetriebe­nes Flugzeug, das 450 Kilometer weit fliege, rund die Hälfte der üblichen Betriebsko­sten einspare. Die Kosten für Sonnenener­gie und die Batteriepr­eise sinken nach Englers Angaben. In all diesen Berechnung­en gebe es noch einen hohen Unsicherhe­itsfaktor, räumte er ein. Möglicherw­eise werde auch der Jet-Treibstoff billiger. »Aber es ist viel Platz für Optimismus.«

 ?? Abb.: Zunum Aero ??
Abb.: Zunum Aero
 ?? Grafik: Zunum Aero ??
Grafik: Zunum Aero

Newspapers in German

Newspapers from Germany