Brigitte Zypries und ihr Oxymoron
Simon Poelchau meint, dass Welthandel à la WTO nicht fair ist
Seit Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten ist, vergeht keine Woche mehr, in der nicht ein Berliner Regierungsmitglied sich als Verfechter des freien Welthandels vortun will. Diese Woche ist es Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries, die zum Wohle aller Erdenbewohner eine starke Welthandelsorganisation WTO fordert.
In der Tat ist Trumps Protektionismus ein Protektionismus einer Weltmacht, die sich lange mit Hilfe des freien Welthandels und auf Kosten anderer bereichert hat und nun die Grenzen wieder schließen will, da sich die Kräfteverhältnisse zu ihrem Ungunsten verschieben. Dass Zypries jetzt dagegen hält, dass nur ein »freier und fairer Handel« Wachstum und Wohlstand ermögliche, ist aber nicht sehr überzeugend. Schon gar nicht, wenn die WTO daran beteiligt sein soll. Denn diese dient seit ihrer Gründung Mitte der 1990er Jahre vor allem der Durchsetzung der Interessen der reichen Industrieländer sowie der bei ihnen beheimateten internationalen Konzerne. So bedeutet ein freier Welthandel für die Länder des globalen Südens vornehmlich, dass sie ihre Bevölkerung schutzlos den Profitinteressen der Konzerne überlassen sollen.
Von Fairness ist da keine Spur. Insofern ist Zypries Rede vom »freien und fairen Handel« das, was Rhetoriker als Oxymoron und Logiker als Contradictio in adicto bezeichnen würden: ein Widerspruch in sich.