Weniger in der Pulle
IWF warnt vor sinkendem Anteil der Arbeitseinkommen am Wirtschaftsprodukt
Berlin. Karl Marx hielt bekanntlich nicht viel von den Maschinenstürmern. Technikfeindlichkeit warf der große Philosoph aus Trier jener Bewegung vor, die den kapitalistischen Fortschritt während der frühen Industrialisierung aufhalten wollte, indem sie die Maschinen zerstörte. Und doch muss man auch 150 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Bandes von das »Kapital« konstatieren, dass der technische Fortschritt im Sinne der Produktion des relativen Mehrwerts – um einen Begriff von Marx selbst zu verwenden – vornehmlich dazu benutzt wird, die arbeitende Bevölkerung alt aussehen zu lassen.
Diese Erleuchtung hatte man jetzt auch in den Büros des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der warnt in seinem aktuellen Weltwirtschaftsbericht davor, dass die Arbeitseinkommen – gemessen an der Wirtschaftsleistung – sinken, während die Wirtschaft wächst. Den Grund für diese Entwicklung macht der IWF darin aus, dass Globalisierung und technischer Fortschritt viele Jobs überflüssig machen. Das Gegenmittel: Investitionen in Ausund Weiterbildung sowie »längerfristig angelegte Maßnahmen zur Umverteilung«.
Manch ein Angestellter hierzulande wird den Ruf nach mehr Umverteilung vielleicht erst einmal ablehnen. Denn die Abgabenlast für Singles ist mit 49,4 Prozent auf den Durchschnittsverdienst im Vergleich zu anderen Industriestaaten nur in Belgien höher, wie eine Studie der OECD zeigt. Vielleicht wäre da aber auch der Vorschlag des ehemaligen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis etwas: Dieser fordert seit längerem eine Sondersteuer auf Aktienkapital zur Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Und am Ende schenkt der Roboter einem sogar noch das wohlverdiente Feierabendbier ein. So schön könnte also der technische Fortschritt theoretisch sein.