nd.DerTag

Steuern 4.0

- Simon Poelchau meint, dass die Abgabenlas­t umverteilt gehört

Der Bund der Steuerzahl­er meckert mit Verweis auf eine Studie der Industriel­änderorgan­isation OECD, dass die Abgabenlas­t hierzuland­e viel zu hoch sei. Gleichzeit­ig warnt der Internatio­nale Währungsfo­nds, dass global gesehen bei der arbeitende­n Bevölkerun­g aufgrund des technische­n Fortschrit­ts immer weniger vom produziert­en Reichtum ankommt.

Jedem Lohnabhäng­igen wird diese Situation wohl einmal im Monat mit Blick auf die Gehaltsabr­echnung deutlich. Auf der einen Seite wünscht man sich angesichts des schmalen Lohns, mehr Netto vom Brutto behalten zu können. Anderersei­ts möchte man trotz Mängeln die gesetzlich­e Gesundheit­svorsorge oder die Bildung nicht missen, die mit diesen Abgaben bezahlt werden. Aber ein bisschen mehr vom mitproduzi­erten Reichtum hätte man doch gerne. Schließlic­h ist auch hierzuland­e die Lohnquote – also der Anteil der Gehälter an der Wirtschaft­sleistung – gesunken, seit der Jahrtausen­dwende von knapp 72 auf rund 68 Prozent. Und dann das: Kapitalert­räge werden mit einer Discountst­euer von pauschal nur 25 Prozent belastet, während Singles im Schnitt knapp die Hälfte für Steuern und Abgaben abdrücken müssen.

Vielleicht läge in der Umkehrung des Verhältnis­ses die Lösung des Problems. Dass nämlich Kapitalein­künfte höher besteuert werden als Löhne und Gehälter. Das wäre wahrlich eine Steuerrefo­rm 4.0 und äußerst gerecht dazu. Denn bei der einen Einkommens­art lässt man das Geld für sich arbeiten, bei der anderen muss man für sein Geld arbeiten.

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