Mit Tricks und Schmeicheleien
Roland Etzel zur Syrien-Debatte beim G7-Außenministertreffen in Lucca
Mögen Untersuchungen zum Giftgas-Vorfall in Syrien noch stattfinden oder nicht: Trump, May und Merkel bedürfen deren Ergebnisse nicht mehr. »Assad war’s«, haben sich die G7 gestern festgelegt. Es wäre die Situation wie 2003, als Bush jun. und Blair die irakischen Massenvernichtungswaffen (er)fanden, noch ehe die UN-Inspekteure dort ihren Bericht vorlegen konnten. Ist das neue Schlachtfeld also bereitet? Nicht ganz.
Die Invasionskopie von damals passt heute nicht, und der Grund heißt Russland, das in Syrien militärisch präsent ist und sich vom westlichen Dauerpfeifkonzert ob dieser Unbotmäßigkeit wenig beeindruckt zeigt. Beim G7-Treffen hat man sich deshalb entschieden, den Londoner Laiendiplomaten Johnson, der sogleich nach härteren Sanktionen gegen Moskau brüllte, zu ignorieren und versucht es zunächst mit Schmeicheleien.
Das war der Einsatz für Gabriel. Der deutsche Außenminister Gabriel wartete mit der erstaunlichen Feststellung auf, »ohne Moskau und ohne Teheran wird es keine Lösung für Syrien geben« und plädierte mit rührenden Worten dafür, Putin doch aus Assads Schmuddelecke herauszulotsen. Man sollte doch besser gemeinsam nach Friedenslösungen suchen. Hatte man deshalb am Dienstag die Terrorsponsoren Katar, Saudi-Arabien und Türkei als Gesprächspartner nach Lucca eingeladen?