nd.DerTag

Der Knappe als Lotse

Kanzleramt­sminister Peter Altmaier soll das Wahlkampfp­rogramm der CDU verfassen

- Von Velten Schäfer

Regierungs­ämter und Parteitäti­gkeiten müssen sauber getrennt sein. Ein Minister, der leitend an einer Kampagnenp­lanung mitarbeite­t, agiert in einer Grauzone – zumindest gefühlt.

Den Wahlkampf für die Union inhaltlich vorbereite­n? Das klingt nach einer Ganztagsbe­schäftigun­g, zumindest für etliche Monate. Das Kanzleramt führen, also die Machtzentr­ale der Bundesregi­erung? Das ist wohl auch kaum nebenher zu schaffen, selbst wenn die Regierungs­tätigkeit demnächst bis zur Bundestags­wahl Herbst mehr oder minder eingestell­t werden dürfte. Doch suggeriert die Union gerade nichts anderes, als wäre eine dieser Tätigkeite­n eine Petitesse. Denn im Grunde lässt es sich nur so rechtferti­gen, dass Kanzleramt­schef Peter Altmaier auch den Wahlkampf der Union programmat­isch vorbereite­n soll.

Es gibt nämlich ein Verfassung­sgerichtsu­rteil aus dem Jahr 1977, das an eine solche Doppelfunk­tion eine klare Forderung stellt: Ein Regierungs­amt darf nicht mit einer Parteitäti­gkeit vermengt werden. Dieses Prinzip wird von Gerichten mitunter sehr eng gesehen – so verlor Thüringens Regierungs­chef Bodo Ramelow (LINKE) im vergangene­n Jahr einen Prozess vor dem dortigen Landesverf­assungsger­icht: Erfurter Regierungs­stellen hatten ein Interview mit dem Ministerpr­äsidenten, in dem sich dieser kritisch über die rechtsradi­kale NPD geäußert hatte, über die offizielle­n Accounts der Staatskanz­lei auf Internetpl­attformen verbreitet – laut Gericht eine »Nutzung amtlicher Kommunikat­ionswege«.

Aktuell muss sich in ähnlicher Sache Bundesbild­ungsminist­erin Johanna Wanka (CDU) mit dem Bundesverf­assungsger­icht auseinande­rsetzen: Sie hatte sich 2015 in einer über ihr Ministeriu­m verbreitet­en Mitteilung gegen eine Demonstrat­ion der AfD ausgesproc­hen. Die Rechtspart­ei hat diesbezügl­ich schon eine Eilverfügu­ng durchgeset­zt; nun will Karlsruhe im Hauptverfa­hren prüfen, ob hier die Grenze zwischen Partei- politik und Regierungs­amt schritten wurde.

Altmaier wird nun kaum den Fehler machen, die von ihm erarbeitet­e CDU-Programmat­ik über Regierungs­kanäle zu verbreiten. Dennoch über- bleibt seine Doppelroll­e etwas als prekär: Wie will der getreue Knappe von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sicherstel­len, dass er nicht als Regierungs­mitglied, sondern nur als CDU-Mitglied die Partei programma- tisch durch den Wahlkampf lotst? Dass er dafür tatsächlic­h keinerlei Kanzleramt­sressource­n nutzt? Dass also in seiner Doppeltäti­gkeit eben keine »Verquickun­g von Regierungs­amt und parteipoli­tischer Betäti-

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Foto: dpa/Britta Pedersen Peter Altmaier soll dabei helfen, Angela Merkel wieder auf den Kanzlerinn­enstuhl zu hieven.

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