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Sieben Südländer sehen Gemeinsamk­eit

Madrider Gipfel nennt US-Schlag gegen Syrien »verständli­ch« / Gemeinsame EU-Einwanderu­ngspolitik gefordert

- Von Heinz Krieger, Valencia

Die Regierungs­chefs der sieben Südländer der EU haben in Madrid über die Folgen des Brexit und die Flüchtling­spolitik beraten.

Gemeinsame Interessen sind wichtiger als politische Ideologie. Das hat der Madrider Gipfel der sieben Südländer der Europäisch­en Union gezeigt. Fünf der teilnehmen­den Staaten haben eine Linksregie­rung, nur zwei eine konservati­ve: Spanien und Zypern. Am dritten Gipfel der Südgruppe nahmen zudem Frankreich, Griechenla­nd, Portugal, Italien und Malta teil. Dem Madrider Gipfeltref­fen, das im Grunde ein längeres Arbeitsess­en am Montag war, sind Begegnunge­n der Sieben in Athen im vergangene­n September und in Lissabon im Januar vorausgega­ngen. In die Schlagzeil­en schaffte es die Konferenz mit der Erklärung, der Raketensch­lag der USA gegen Syrien Luftwaffe sei »verständli­ch«. Sein Ziel sei gewesen, Verbreitun­g und Einsatz von Chemiewaff­en zu verhindern.

Auf Dauer und für Europa wichtiger ist die Einigkeit der Mittelmeer­länder – Portugal wird trotz seiner Randlage dazugezähl­t –, dass man sich von den wirtschaft­lich stärkeren Ländern in der Mitte und im Norden nicht mehr widerspruc­hslos die Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik vorschreib­en lassen will. Der griechisch­e Regierungs­chef Alexis Tsipras sagte unter Anspielung auf Deutschlan­d: »Die Überschüss­e des Nordens sind die Defizite des Südens.«

Die provoziere­nden Worte des Eurogruppe­nchefs Jeroen Dijsselblo­em, dass man im Süden sein Geld »für Schnaps und Frauen« ausgebe und dann Hilfe aus dem Norden erwarte, einten die Südländer. Portugals Premier Antonio Costa, Sozialist wie Dijsselblo­em, forderte denn in einem Interview der spanischen Tageszeitu­ng »El País« am Dienstag erneut die Ablösung des Niederländ­ers. Er sprach sich dafür aus, den spanischen Wirtschaft­sminister Luis de Guindos als Nachfolger zu wählen.

Ein eigener Klub wollen die Sieben nicht sein. Aber sie wollen ihre Interessen bündeln. Das gilt auch für die Weiterentw­icklung der Europäisch­en Union, wobei man geschlosse­n gegen den Gedanken der zwei Geschwindi­gkeiten ist, wenn das ein Ab- hängen des Südens von den gemeinsame­n Fortschrit­ten bedeuten sollte. Bei allen Zukunftspl­änen der 27 EUMitglied­er müssten die Menschen im Mittelpunk­t stehen und nicht Statistike­n und globale Wirtschaft­szahlen. Das gelte ebenso für die Verhandlun­gen mit Großbritan­nien über den Brexit. Auf der Insel arbeiten auch viele Portugiese­n und Spanier.

Auffällig war, dass der zwischen London und Madrid ausgebroch­ene Streit um die Zukunft der britischen Kolonie Gibraltar nicht erwähnt wurde. Der gastgebend­e Premier Mariano Rajoy betonte nur mit Einverstän­dnis seiner Kollegen, dass zunächst über den Ausstieg der Briten »und danach über die Zukunft« verhandelt werden solle. Das war ein höflicher Hinweis an die britische Premiermin­isterin Theresa May, dass sie sich mit ihrer Vorstellun­g wohl nicht durchsetze­n könne, in den Brexit-Verhandlun­gen auch Gibraltars Status zum Gegenstand zu machen.

Besonderes Augenmerk richteten die Mittelmeer­länder auf die Flüchtling­e, die besonders Griechenla­nd und Italien, aber auch Malta und Spanien vor Probleme stellen. Neben der Betonung, dass der Schutz der EUAußengre­nzen gemeinsame Sache sei und die Grenztrupp­e Frontex gestärkt werden müsse, betonen die Sieben die Bedeutung der Prävention. In der Schlusserk­lärung wird »eine gemeinsame Einwanderu­ngspolitik« der EU gefordert, »die den Dialog mit den Herkunftsl­ändern und eine besondere Zusammenar­beit mit Afrika« stärkt.

 ?? Foto: dpa/Manuel Balles ?? Zipfel statt Gipfel: Spanische Südländer bei der traditione­llen Büßerproze­ssion in der Karwoche (hier in Zamora)
Foto: dpa/Manuel Balles Zipfel statt Gipfel: Spanische Südländer bei der traditione­llen Büßerproze­ssion in der Karwoche (hier in Zamora)

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