New York schafft Studiengebühren für Mittelschicht ab
Linker Demokrat Bernie Sanders twittert: »Lasst uns weiter Druck machen«
Der Bundesstaat New York will seine öffentlichen Universitäten allen sozialen Schichten zugänglich machen. Als erster Bundesstaat schafft er die Studiengebühren für Kinder der Mittelklasse ab.
Hochschulbildung soll im Bundesstaat New York künftig keine Frage des Geldes mehr sein. Der am Wochenende verabschiedete Haushalt sieht vor, dass die aus der Mittelklasse New Yorks kommenden Studenten kostenfrei an den öffentlichen Hochschulen des Bundesstaates studieren dürfen. Das ist bisher einmalig in den USA. Der Staatshaushalt von 153 Milliarden Dollar (144,6 Milliarden Euro), in dem die neue Maßnahme enthalten ist, wurde in dem von den Demokraten kontrollierten Abgeordnetenhaus wie auch im republikanischen Senat gebilligt.
Ziel war auch die Verhinderung von großen Schulden bei den Studierenden. Die müssen oft jahrelang die durch hohe Studiengebühren angehäuften Schulden abbezahlen. In den USA hat sich dieser Schuldenberg im vergangenen Jahrzehnt verdreifacht auf heute insgesamt 1,4 Billionen Dollar.
»Was wir vor 50 Jahren über die Oberschule gedacht haben, das sollten wir heute über das College denken«, sagte Gouverneur Andre Cuomo. Der Demokrat war früher Woh- nungsminister unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton. Cuomo weiter: »Warum haben wir kostenlose öffentliche Oberschulen? Weil die Gesellschaft entschieden hat, wir brauchen die High School. Wir brauchten diesen Erfolg, als eine Gesellschaft. Nun, heute ist das College, was damals die High School war.«
Kostenloses Studieren an Colleges und Universitäten ist eine Grundforderung der Demokraten in den USA. Bernie Sanders, der im Vorwahlkampf gegen Hillary Clinton unterlegene Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur hatte das zu einem Hauptthema seines Wahlkampfes gemacht. In 85 Gemeinden überall in den USA hat man die Sanders-Forderung aufgegriffen und verlangt dort etwas Ähnliches wie die Cuomo-Initiative in New York. In den Bundesstaaten Minnesota, Oregon und Tennessee entfallen die Studiengebühren für zweijährige Studiengänge, die mit einer Berufsausbildung verbunden werden. Häufig machen diese Studenten dann weiter bis zur Vollstudienzeit von vier Jahren. »Das ist ein echter Fortschritt«, schrieb Sanders in einem Tweet als Kommentar zu dem New Yorker Haushalt. »Lasst uns weiter Druck machen.«
Nach dem Cuomo-Plan können sich Studenten aus Familien mit einem Einkommen von weniger als 100 000 Dollar um einen kostenlosen Studienplatz an einer öffentli- chen Hochschule von New York bewerben. Dies gilt schon für das im Herbst beginnende Semester. Ab 2018 soll dies auf Einkommen bis zu 125 000 Dollar ausgedehnt werden.
Knapp eine Million Familien im Bundesstaat kommen für die Förderung in Frage. Die Kosten für den Staat belaufen sich auf rund 163 Millionen Dollar. Die New Yorker Universitäten verlangen an Gebühren 6470 Dollar jährlich von New Yorkern. An Colleges, wo man nur den Bachelor machen kann, sind es 4350 Dollar im Jahr.
Das Programm lässt Finanzierungslücken. So wird weder für das Wohnen noch die Verpflegung bezahlt. Die Studenten müssen auch Vollzeit studieren und gute Noten erzielen. Nach dem Abschluss müssen sie in New York leben und arbeiten, und zwar so viele Jahre, wie sie die Unterstützung bekommen haben. Andernfalls wird die Gratisfinanzierung in ein Studiendarlehen umgewandelt, das dann abbezahlt werden muss. Das hat zu Kritik geführt. Damit werde »ein schon existierendes System zementiert«, meinte Sara Goldrick-Rab, Professorin an der Temple Universität in Philadelphia.
In dem Programm sind auch 19 Millionen Dollar für Stipendien an privaten Universitäten vorgesehen. Sie befürchten, mit dem KostenlosAngebot für öffentliche Schulen benachteiligt zu werden.