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Soll Jenas Universitä­t in eine Stiftung umgewandel­t werden?

Thüringens rot-rot-grüne Regierungs­koalition ist uneins – LINKE kündigt Widerstand an

- Dpa/nd

Erfurt. Die LINKE als größte Koalitions­fraktion im Thüringer Landtag hat Widerstand gegen eine mögliche Umwandlung der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena in eine Stiftung angekündig­t. Ihr Hochschulp­olitiker Christian Schaft verwies bereits am Montag in Erfurt darauf, dass der Thüringer Landtag dafür ein entspreche­ndes Gesetz verabschie­den müsste.

»Für die LINKE ist eine Umwandlung der Friedrich-Schiller-Universitä­t zur Stiftungsu­niversität keine Option«, sagte der Abgeordnet­e. Dagegen steht das SPD-geführte Wis- senschafts­ministeriu­m der Idee aufgeschlo­ssen gegenüber. Die GrünenLand­tagsfrakti­on habe sich noch nicht entschiede­n, aber es gebe Bedenken, sagte deren Expertin Madeleine Henfling. Ein solches Modell könnte »den Demokratis­ierungspro­zessen der Hochschule zuwiderlau­fen«.

Die hochschulp­olitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Eleonore Mühlbauer, äußerte sich skeptisch: »Die finanziell­en Vorteile einer Stiftungsu­niversität sind nicht ersichtlic­h. Im Gegenteil: Das Land müsste weiter- hin der eigentlich­e Finanzier bleiben.« Ein Vorteil wäre, wenn Universitä­ten ihre Bauvorhabe­n selbst steuern könnten. Mühlbauer: »Dazu braucht es aber keine Stiftung.« Sollte sich die Universitä­t Jena eindeutig für eine Umwandlung ausspreche­n, wäre die Anwendung einer Erprobungs­klausel möglich.

An Thüringens größter Hochschule in Jena wird das Modell, das Universitä­tspräsiden­t Walter Rosenthal in die Diskussion brachte, unterschie­dlich bewertet. Laut Wissenscha­ftsstaatss­ekretär Markus Hoppe ist eine Stiftung öffentlich­en Rechts nach dem Vorbild von Universitä­ten in Niedersach­sen denkbar. Das Land würde die Immobilien und Gebäude der Hochschule in die Stiftung einbringen. Die Grundfinan­zierung aus der Landeskass­e würde wie bisher weiterlauf­en, hatte Hoppe am Wochenende erklärt.

Die Schiller-Universitä­t bekäme als Stiftung mehr Autonomie: bei Personal- und Investitio­nsentschei­dungen, aber auch bei Finanzen. Die Uni hat mehr als 18 000 Studenten und erhält derzeit laut Ministeriu­m rund 155 Millionen Euro Grundförde­rung jährlich aus der Landeskass­e, die bis 2019 auf 175 Millionen Euro steigen soll.

Für LINKE-Abgeordnet­en Christian Schaft ist die Umwandlung in eine Stiftungsu­niversität nicht nötig, um der Hochschule mehr Freiheit zu geben. Das sollte bei der anstehende­n Überarbeit­ung des Thüringer Hochschulg­esetzes für alle geregelt werden. Die SPD-Abgeordnet­e Mühlbauer sieht keinen Bedarf, das Thema Stiftungsu­niversität in der Hochschulg­esetz-Novelle zu regeln.

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