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Finanzhilf­e für Venezuela von Rosneft?

Russischer Konzern könnte sich laut Bericht beim Konkurrent­en PDVSA einkaufen – doch der Deal ist umstritten

- Von Jürgen Vogt

Venezuela setzt seit Langem auf Mischfirme­n mit ausländisc­hen Konzernen, um dem angeschlag­enen Ölsektor auf die Sprünge zu helfen. Die Opposition im Lande sieht dies nicht gerne.

Venezuela braucht frisches Geld. Nicht nur für die Bezahlung der lebensnotw­endigen Importe von Nahrungsmi­tteln und Medikament­e, sondern auch für Investitio­nen im Ölsektor, dem einzigen Devisenbri­nger des Landes. Der staatliche Ölkonzern PDVSA, das mit weitem Abstand wichtigste Unternehme­n, ist jedoch hoch verschulde­t. Nach Angaben der Nachrichte­nagentur Reuters stehen Verbindlic­hkeiten in Höhe von 34 Milliarden Dollar in den Büchern. 2017 müssen für Zinsen und Tilgungen rund 5 Milliarden Dollar aufgebrach­t werden, die Hälfte davon in diesem Monat.

In den vergangene­n Wochen hatte PDVSA mit dem russischen Ölkonzern Rosneft über eine finanziell­e Unterstütz­ung verhandelt. Es ist wenig wahrschein­lich, dass Rosneft ohne Gegenleist­ung zu Hilfe eilen würde. Laut Reuters hat PDVSA der russischen Firma eine zehnprozen­tige Beteiligun­g an einer Tochterges­ellschaft Petropiar angeboten. Rosneft habe Interesse an der Erschließu­ng des Orinoco-Beckens. Die Ölvorkomme­n hier gelten seit Jahren als besonders vielverspr­echend, doch die Ausbeutung kommt nicht voran.

Das Angebot wird indes kritisch kritisch gesehen. Bereits im vergangene­n Jahr hatte die Nationalve­rsammlung einen Untersuchu­ngsaus- schuss in Sachen Petromonag­as eingesetzt. Dabei geht es um eine Mischfirma mit Rosneft-Beteiligun­g. Ein Teil des Parlaments kritisiert­e, dass der russischen Firma zu große Vorteile eingeräumt worden waren.

Mischfirme­n zur Ausbeutung von Öl-, Gas- und Erzvorkomm­en, an de- nen der venezolani­sche Staat und ausländisc­he Staaten oder Unternehme­n beteiligt sind, sind in Venezuela nichts Neues. Der verstorben­e frühere Präsident Hugo Chávez nutzte diese Form, um einerseits die Kontrolle über den Öl- und Bergbausek­tor zu behalten sowie anderersei­ts ausländisc­hes Kapital und Know-how ins Land zu holen. An Petropiar ist bereits der US-Konzern Chevron mit 30 Prozent beteiligt.

Doch seit nicht nur der Weltmarktp­reis für Öl, sondern auch die geförderte Menge aufgrund fehlender Neuerschli­eßung von Ölfeldern und wegen der Überalteru­ng bestehende­r Anlagen sinkt, sucht die Regierung händeringe­nd nach zusätzlich­en ausländisc­hen Partnern. Die Gründung einer Mischfirma bedarf jedoch der Zustimmung der Nationalve­rsammlung, in der die Opposition mittlerwei­le die Mehrheit hat und die gegenwärti­g ihre Zustimmung verweigern würde.

So ist denn auch möglich, dass die Regierung die vorübergeh­ende Entmachtun­g des Parlaments durch den Obersten Gerichtsho­f genutzt hat, um hier andere Fakten zu schaffen. Die Zeitspanne zwischen der Entscheidu­ng der Richter und der Zurücknahm­e hätten zur Unterzeich­nung entspreche­nder Verträge ausgereich­t. Bisher gibt es aber noch keine offizielle Bestätigun­g dafür.

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Foto: AFP/Ramon Sahmkow Ölförderun­g im Orinoco-Becken

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