Finanzhilfe für Venezuela von Rosneft?
Russischer Konzern könnte sich laut Bericht beim Konkurrenten PDVSA einkaufen – doch der Deal ist umstritten
Venezuela setzt seit Langem auf Mischfirmen mit ausländischen Konzernen, um dem angeschlagenen Ölsektor auf die Sprünge zu helfen. Die Opposition im Lande sieht dies nicht gerne.
Venezuela braucht frisches Geld. Nicht nur für die Bezahlung der lebensnotwendigen Importe von Nahrungsmitteln und Medikamente, sondern auch für Investitionen im Ölsektor, dem einzigen Devisenbringer des Landes. Der staatliche Ölkonzern PDVSA, das mit weitem Abstand wichtigste Unternehmen, ist jedoch hoch verschuldet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters stehen Verbindlichkeiten in Höhe von 34 Milliarden Dollar in den Büchern. 2017 müssen für Zinsen und Tilgungen rund 5 Milliarden Dollar aufgebracht werden, die Hälfte davon in diesem Monat.
In den vergangenen Wochen hatte PDVSA mit dem russischen Ölkonzern Rosneft über eine finanzielle Unterstützung verhandelt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Rosneft ohne Gegenleistung zu Hilfe eilen würde. Laut Reuters hat PDVSA der russischen Firma eine zehnprozentige Beteiligung an einer Tochtergesellschaft Petropiar angeboten. Rosneft habe Interesse an der Erschließung des Orinoco-Beckens. Die Ölvorkommen hier gelten seit Jahren als besonders vielversprechend, doch die Ausbeutung kommt nicht voran.
Das Angebot wird indes kritisch kritisch gesehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Nationalversammlung einen Untersuchungsaus- schuss in Sachen Petromonagas eingesetzt. Dabei geht es um eine Mischfirma mit Rosneft-Beteiligung. Ein Teil des Parlaments kritisierte, dass der russischen Firma zu große Vorteile eingeräumt worden waren.
Mischfirmen zur Ausbeutung von Öl-, Gas- und Erzvorkommen, an de- nen der venezolanische Staat und ausländische Staaten oder Unternehmen beteiligt sind, sind in Venezuela nichts Neues. Der verstorbene frühere Präsident Hugo Chávez nutzte diese Form, um einerseits die Kontrolle über den Öl- und Bergbausektor zu behalten sowie andererseits ausländisches Kapital und Know-how ins Land zu holen. An Petropiar ist bereits der US-Konzern Chevron mit 30 Prozent beteiligt.
Doch seit nicht nur der Weltmarktpreis für Öl, sondern auch die geförderte Menge aufgrund fehlender Neuerschließung von Ölfeldern und wegen der Überalterung bestehender Anlagen sinkt, sucht die Regierung händeringend nach zusätzlichen ausländischen Partnern. Die Gründung einer Mischfirma bedarf jedoch der Zustimmung der Nationalversammlung, in der die Opposition mittlerweile die Mehrheit hat und die gegenwärtig ihre Zustimmung verweigern würde.
So ist denn auch möglich, dass die Regierung die vorübergehende Entmachtung des Parlaments durch den Obersten Gerichtshof genutzt hat, um hier andere Fakten zu schaffen. Die Zeitspanne zwischen der Entscheidung der Richter und der Zurücknahme hätten zur Unterzeichnung entsprechender Verträge ausgereicht. Bisher gibt es aber noch keine offizielle Bestätigung dafür.