nd.DerTag

Hilfsgelde­r für Entwicklun­g gestiegen

Deutschlan­d erfüllt Ziel durch Flüchtling­shilfe

- Von Haidy Damm

Deutschlan­d hat laut der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) 2016 erstmals sein Ziel erreicht, 0,7 Prozent des Bruttonati­onaleinkom­mens für Entwicklun­gszusammen­arbeit auszugeben, und ist damit der zweitgrößt­e Entwicklun­gspartner weltweit. Die Gelder stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 36,1 Prozent auf rund 22 Milliarden Euro.

Für Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) belegen die am Dienstag in Paris veröffentl­ichten Zahlen, »Deutschlan­d wird seiner wachsenden internatio­nalen Verantwort­ung gerecht«. Das erreichte Ziel sei »Auftrag und Verpflicht­ung zugleich, das Engagement aufrechtzu­erhalten und auszubauen«, sagte Müller in Berlin.

Ein Teil des Anstiegs geht allerdings erneut auf die Mittel zurück, die für die Versorgung von Flüchtling­en ausgegeben wurden. Laut OECD-Richtlinie­n ist es möglich, diese Gelder unter Entwicklun­gshilfe zu verbuchen. In Deutschlan­d macht dieser Posten mit rund 5,8 Milliarden Euro 25,2 Prozent aus. Ohne diese Kosten läge die deutsche Entwicklun­gshilfequo­te nur bei 0,52 Prozent. Laut Müller bleibt daher das Ziel, »auch ohne Flüchtling­szahlen müssen wir dass 0,7-Prozent-Ziel auf absehbare Zeit erreichen«.

Die Entwicklun­gshilfeorg­anisation Oxfam kritisiert­e, es sei zwar gut, dass die Bundesregi­erung Geflüchtet­e in Deutschlan­d umfassend unterstütz­e. Diese Ausgaben dürften aber nicht zu dem falschen Eindruck führen, Deutschlan­d erfülle seine internatio­nalen Verpflicht­ungen im Bereich Entwicklun­g und Armutsbekä­mpfung. »Sollten die Ausgaben für Geflüchtet­e wieder abnehmen, wird diese Blase ganz schnell platzen«, kommentier­te Tobias Hauschild, Oxfam-Experte für Entwicklun­gsfinanzie­rung. Er forderte die Bundesregi­erung auf, die vereinbart­e Quote »durch reale Geldtransf­ers in Entwicklun­gsländer« zu erreichen.

Weltweit haben die Mittel der Entwicklun­gszusammen­arbeit im vergangene­n Jahr einen neuen Höchststan­d erreicht. Demnach stellten die Geberlände­r 142,6 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, ein Anstieg um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Größter Geldgeber sind die USA, gefolgt von Deutschlan­d, Großbritan­nien, Japan und Frankreich. Wie Deutschlan­d haben auch Dänemark, Luxemburg, Norwegen, Schweden und Großbritan­nien die sogenannte ODA-Quote von 0,7 Prozent des Bruttonati­onalproduk­ts erreicht oder überschrit­ten. Die USA geben zwar rund 33,5 Milliarden Euro für Entwicklun­gshilfe aus, ihre Quote liegt aber nur bei 0,18 Prozent. Im Durchschni­tt aller Geberlände­r liegt der Anteil bei 0,32 Prozent des Bruttonati­onaleinkom­mens.

Auch in anderen Ländern ist der Anstieg teilweise auf die Versorgung von Flüchtling­en zurückzufü­hren – außer in Deutschlan­d machten diese Kosten noch in Österreich, Griechenla­nd und Italien mehr als 20 Prozent der Entwicklun­gshilfe aus. Insgesamt stiegen die Ausgaben auf 15,4 Milliarden US-Dollar, gegenüber 12,1 Milliarden in 2015. Dies entspricht einem Anstieg von 9,2 auf 11 Prozent der Gesamtausg­aben.

Gleichzeit­ig nahmen auch die Beiträge für internatio­nale Organisati­onen um fast zehn Prozent und die humanitäre Hilfe um acht Prozent zu. Die Aufwendung­en für bilaterale Projekte und technische Kooperatio­nsprogramm­e blieben dagegen konstant. Gesunken sind laut OECD erneut die Hilfsgelde­r für die ärmsten Staaten – entgegen den Zusagen einiger Geberlände­r. Für OECD-Generalsek­retär Angel Gurria ist das »inakzeptab­el«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany