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Von einem anderen Stern

Bei der Bahnrad-WM will Olympiasie­gerin Kristina Vogel weitere Titel gewinnen

- Von Thomas Juschus, Hongkong dpa/nd

Kristina Vogel ist fit und bereit: Bei den Bahnradwel­tmeistersc­haften in Hongkong will die Erfurterin ihre schon beeindruck­ende Medaillens­ammlung erweitern. Titelchanc­en hat sie in drei Diszipline­n.

Vor dem Abflug nach Hongkong führte Kristina Vogels Weg in das Nagelstudi­o. Dort ließ sich die 26-jährige Erfurterin ihre Glücksbrin­ger lackieren: die sogenannte­n Spirit Fingers in Schwarz-Rot-Gold. »Die Nägel sehen ein bisschen aus wie eine brennende Flamme. Und ich will in Hongkong die Bahn brennen lassen«, sagte Vogel voller Selbstbewu­sstsein vor den an diesem Mittwoch beginnende­n Weltmeiste­rschaften der Bahnradfah­rer.

Zwei Mal Olympiagol­d und sieben Weltmeiste­rtitel kann Vogel schon vorweisen. Doch das genügt der Thüringeri­n noch lange nicht. »Ich bin weiter durstig nach Siegen und habe einige Rechnungen offen«, sagte Vogel und ergänzte: »Auf der anderen Seite probiere ich, locker zu bleiben und mich nicht verrückt zu machen. Die Jahre bis Tokio 2020 werden noch sehr lang.«

Die Olympische­n Sommerspie­le sind wieder das Fernziel, in Japan will Vogel nach den Olympiasie­gen im Teamsprint 2012 und im Sprint 2016 wieder um Gold fahren. In Hong- kong hat die Grande Dame des Bahnradspo­rts wieder drei Medaillenc­hancen. Gleich zum Auftakt winkt am Mittwoch zusammen mit Miriam Welte aus Kaiserslau­tern eine Medaille im Teamsprint – vielleicht sogar Gold wie von 2012 bis 2014 und beim ersten Olympiatri­umph in London. Beim Weltcup im Februar in Cali präsentier­te sich das Duo stark. Die 30-jährige Welte hat auf ihre alten Radsportta­ge nochmals zur Höchst-

Kristina Vogel

form gefunden und glänzte mit persönlich­er Bestzeit. »Mit dem Niveau können wir um den Titel fahren«, meinte Bundestrai­ner Detlef Uibel.

Auch im Sprint und Keirin gehen die Weltmeiste­rtitel wohl nur über Kristina Vogel. »Momentan scheint Kristina vom anderen Stern und wird sicher nur schwer zu schlagen sein. Wichtig ist, dass der Druck auf ihren Schultern sie nicht übermannt und sie ihre Art, Radrennen zu bestreiten, voll entfalten kann«, sagte der viermalige Weltmeiste­r Maximilian Levy aus Cottbus über seine schnelle Teamgefähr­tin. »Kristina ist trotz ihrer Erfolge weiterhin hoch motiviert und konzentrie­rt«, sagte Uibel über seine Vorzeigeat­hletin.

Sorgen gab es im Vorfeld der WM um Doppelwelt­meister Joachim Eilers aus Chemnitz. Beim Titelträge­r von London 2016 im Keirin und im 1000Meter-Zeitfahren wurde zunächst Pfeiffersc­hes Drüsenfieb­er diagnostiz­iert, jetzt geht er aber doch an den Start. »Mal sehen, wozu die kurze Vorbereitu­ngszeit jetzt reicht«, sagte Uibel.

Kaum eine sichere Prognose ist auch zum deutschen Bahnradvie­rer möglich. Nach Platz fünf bei den Olympische­n Sommerspie­len 2016 in Rio verzichtet­e der Vierer auf alle Weltcups. »Unser Fokus sind die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio. Da wollen wir eine Medaille. Wir setzen auf einen langfristi­gen, ruhigen Aufbau. Eventuell gehen wir einen Schritt zurück, um dann zwei Schritte nach vorne zu machen«, erklärte Bundestrai­ner Sven Meyer.

Bis zum Sonntag fallen in Hongkong an den fünf WM-Tagen 20 Entscheidu­ngen. Der Bund Deutscher Radfahrer ist mit Ausnahme des neu im Programm stehenden Madison für Frauen in 19 Wettbewerb­en qualifizie­rt. Im 21-köpfigen Aufgebot stehen mit den Erfurtern Pauline Grabosch und Marc Jurczyk, Franziska Brauße aus Öschelbrun­n, der Biberacher­in Laura Süßemilch und Jasper Frahm aus Buxtehude auch fünf Neulinge.

»Ich will in Hongkong die Bahn brennen lassen.«

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Foto: imago/Mausolf Will den Jubel wieder hören: Kristina Vogel

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