Entrümpeln im häuslichen Gerätepark
Energiesparen heute
Die Elektrogeräte im privaten Haushalt werden immer effizienter, aber der Stromverbrauch steigt. Der Ökoenergieversorger Polarstern zeigt, wie energiebewusstes Verhalten heute funktioniert.
Die Effizienzerfolge von einer Generation zur nächsten werden bei vielen Geräten deutlich kleiner, sagt Dr. Corinna Fischer vom Öko-Institut. Bei Kühlschränken und Waschmaschinen sei in Sachen Effizienz bald das Ende der Fahnenstange erreicht, sofern kein grundsätzlicher Technologiesprung erfolge. Florian Henle, Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern ergänzt: »Die Stromkosten der Haushalte steigen nicht nur, weil sich Umlagen und Abgaben erhöhen, sondern aufgrund des zunehmenden Stromverbrauchs von immer mehr elektrischen Geräten daheim sowie durch den steigenden Strombedarf zur Wärmeerzeugung und für Elektroautos.«
Das »Arsenal« im Haushalt Konsumgüter stapeln sich in den Haushalten, ohne dass sie regelmäßig genutzt werden. Eine Familie mit drei Personen besaß 2015 rein rechnerisch 4 Telefone, 3,2 Computer, 2,2 Fernseher, 1,5 Autos, 1,9 Fotoapparate, 1,4 Kühlgeräte sowie 1,4 Kaffeemaschinen. So macht die Fra- ge grundsätzlich Sinn, welche Geräte man braucht und nutzt.
Schon heute sind die Energiekosten nach Miete und Lebensmitteln der dritthöchste Posten bei den privaten Konsumausgaben. Wer Strom sparen will, der müsse entrümpeln, sagt Florian Henle. Allein über Effizienzgewinne rechne sich kaum ein Gerät, auch weil die Nutzungszeiten immer kürzer würden. Zudem verbliebe nach einem Gerätekauf oft das alte Geräte im Haushalt, so dass die Stromkosten oft sogar zunähmen. Ein typisches Beispiel dafür ist der Zweitkühlschrank im Keller, der drei Bierflaschen kühlt und dafür Strom in Höhe von 100 Euro im Jahr frisst.
Das neue Stromsparen
Eine Studie des Institut für Ener- gie- und Umweltforschung Heidelberg kommt zum Ergebnis, dass die deutschen Haushalte im Idealfall mit allen verfügbaren Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen ihren Stromverbrauch insgesamt um 77 Prozent reduzieren könnten. Zwei Drittel entfallen dabei auf Suffizienzmaß- nahmen – Maßnahmen wie Geräteanzahl und Geräteeinsatz reduzieren, Alternativen nutzen und Geräte dem individuellen Nutzungsverhalten anpassen.
Polarstern hat mit dem ÖkoInstitut vier Tipps für einen energieeffizienten Alltag:
1. Gerätegroße reduzieren Das gilt für den Fernseher wie für Kühlschrank oder Waschmaschine. Viele Fernsehgeräte sind gemessen an der Raumgröße überdimensioniert. Der empfohlene Abstand von Gerät und Zu- schauer liegt einer Faustformel zufolge beim zwei- bis dreifachen der Bilddiagonalen.
2. Alternativen nutzen
Mit dem Wäschetrocknen auf der Leine statt im Trockner lassen sich deutlich Energie und Kosten sparen. Auf einen Wäschetrockner entfallen bis zu zehn Prozent des Stromverbrauchs.
3. Mehr teilen Gemeinsame Abende vor dem Fernseher oder an einer Spielekonsole reduzieren auch den Stromverbrauch im Vergleich zum einsamen Daddeln vor unterschiedlichen Geräten.
4. Multifunktionsgeräte ITK-Geräte haben vielfältige Funktionen. Das Smartphone ist Foto-, Videoapparat, Telefon, Mini-Computer und Fernbedienung für verschiedene Geräte. Mit dem Fernseher wiederum wird immer öfter auch im Internet gesurft und Musik abgespielt. Ein Haushalt, der per Computer und TV-Karte fernsieht und über den Rechner Musik hört, kann getrost auf Fernseher und Stereoanlage verzichten und damit theoretisch Stromkosten im bis zu dreistelligen Bereich pro Jahr sparen.
Florian Henle hat noch einen weiteren Tipp: Wer selbst daheim Strom erzeuge, der spare zwar keine Energie, aber senke trotzdem seine Stromkosten. Mit einer Photovoltaikanlage spare ein Einfamilienhaushalt im Schnitt bis zu 35 Prozent seiner Stromkosten. Gesteigert werden könne dies über ergänzende Batteriespeicher. Mit ihnen sind heute 65 bis 70 Prozent Stromkostenersparnis möglich.
Haben sich die Haushalte von eingestaubten Geräten getrennt, stünden für sie auch unbequeme Maßnahmen an. Unbequem, weil die Bewohner ihre Konsumgewohnheiten anpassen müssten, so Corinna Fischer. Damit das erfolgt, sieht sie auch die Politik gefordert, beispielsweise mit Energiesteuern, der Ausweitung der Energieberatung oder mit Obergrenzen für den Verbrauch von Geräten sowie mit Regeln für die Werbung, einen energiesparenden Konsum zu unterstützen.
Die neuen Stromfresser
Strom wird immer öfter auch für das Laden von Elektrofahrzeugen und für Heizen und Warmwasser genutzt. Wärmepumpen sind heute in jedem dritten neuen Wohngebäude installiert. Angesichts immer strengerer Energieeffizienzvorschriften wird ihre Zahl weiter zunehmen. Im Zuge von Heizungsmodernisierungen betrifft das auch Bestandsgebäude. Genauso steigt das Interesse an elektrischer, dezentraler Warmwasseraufbereitung. Im Schnitt haben Haushalte, die elektrisch Warmwasser erzeugen, einen bis zu 30 Prozent höheren Stromverbrauch. Haushalte, die mit einer Wärmepumpe heizen, verdoppeln oft ihren Strombedarf. Polarstern/nd