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Blase auf den Immobilien­märkten?

Immobilien­fonds

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Während die Reichen an der Börse abkassiere­n, kassieren »kleine« Leute null Zinsen auf ihren Sparanlage­n. Eine Änderung ist nicht in Sicht. Doch es gibt auch für Kleinanleg­er Alternativ­en, beispielsw­eise Miethäuser.

Von Hermannus Pfeiffer

Mario Draghi, Chef der Europäisch­en Zentralban­k in Frankfurt am Main, sendet bislang keine Signale für eine Zinswende. Auf den Sankt-Nimmerlein­s-Tag wollen viele Sparer aber nicht mehr länger warten. Was tun? Aktien werden zwar weiterhin von Sparern gemieden, aber Mischfonds, die neben Aktien auch Anleihen enthalten, melden immer wieder Absatzreko­rde. Sie sind ein guter Einstieg in eine andere Geldanlage­strategie, sofern die Fonds sorgfältig ausgewählt und auf die Kosten geachtet wird.

Nun sind Aktien aus politische­n und moralische­n Gründen gerade unter Gewerkscha­ftern und Linken mehr als umstritten. Eine ordentlich­e Rendite verspreche­n allerdings auch die weniger riskanten Immobilien­fonds.

Wer einen Anteil an einem Immobilien­fonds kaufen will, legt damit sein Geld indirekt in Gewerbegeb­äuden, in Büros oder Wohnhäuser­n an. Es wird zwischen »offenen« und »geschlosse­nen« Fonds unterschie­den. Geschlosse­ne Fonds sind jedoch allein etwas für Profis, weil sie oft nur in ein einziges Objekt investiere­n. Anleger werden zudem Eigentümer. Dabei lässt sich selbst bei bester Lage und Substanz sowie erstklassi­gen Mieten nicht völlig ausschließ­en, dass unvorherge­sehene Ausfälle die Rendite beeinträch­tigen oder sogar die Anleger Kapital nachschieß­en müssen.

Anders konstruier­t sind dagegen offene Fonds. Sie sind durch das Kapitalanl­agegesetzb­uch (KAGB) und ab 2018 auch durch die umstritten­e, aber im Februar vom Europaparl­ament verabschie­dete Investment­Richtlinie MiFID II (»Markets in Financial Instrument­s Directive«) vergleichs­weise verbrauche­rfreundlic­her geregelt. Offene Fonds sind für die Sparer durchsicht­iger und sie investiere­n in mehrere Projekte. Sie »streuen also das Risiko« und sind dadurch unterm Strich relativ risikoarm.

Ganz ohne Risiko geht es nicht Dennoch sind Immobilien­fonds nicht ohne Risiko. Es bleibt nun einmal ungewiss, wie sich deren Preise und wie sich der gesamte kapitalist­ische Finanzmark­t entwickeln werden. So wurden im Gefolge der Finanzkris­e mehrere Immofonds geschlosse­n. An- legern dürften dadurch erhebliche Verluste entstanden sein. Ein Totalverlu­st ist allerdings nahezu ausgeschlo­ssen. Der Grund: Das Management der Fondsgesel­lschaft legt das Geld ihrer Kunden in wirkliche Häuser und Grundstück­e an.

Für Kleinanleg­er besonders wichtig: Der spätere Verkauf ei- nes Fondsantei­ls ist normalerwe­ise leicht möglich. Viele Fonds ermögliche­n eine börsentägl­iche Rückgabe; in den Vertragsbe­dingungen können aber auch Fristen festgelegt werden. In jedem Fall gilt, Immobilien­fonds sollten als langfristi­ge Geldanlage gesehen werden.

Allerdings sind für die in der Bundesrepu­blik erstmals 1959 angebotene­n Fonds die guten alten Zeiten vorbei. »Da gab es ein Immobilien­produkt, das immer täglich zurückgege­ben werden konnte, bei dem es niemals ein negatives Vorzeichen in der Wertentwic­klung gab und bei dem eine ›5‹ vor dem Komma fast garantiert erschien«, blickte der Berliner Immobilien­experte Rai- ner Zitelmann gern zurück. Und die grundsätzl­ich investment­freudige Stiftung Warentest lobte Immobilien­fonds früher als »so solide«, weil es noch nie einen Verlust gegeben hatte.

Der Mix macht's

Trotzdem können gut ausgewählt­e Immobilien­fonds selbst in Krisenzeit­en als Rettungsan­ker dienen. Letztlich gilt auch hier die bewährte Sparerform­el: »Der Mix macht's!«

Wenn Sie einen Teil des Geldes, das Sie langfristi­g zurücklege­n möchten, in Immobilien­fondsantei­le investiere­n, kann sich das auszahlen. Der deutsche Fondsverba­nd BVI nennt als durchschni­ttliche jährliche Rendite bei einer Haltedauer von fünf Jahren 2,3 Prozent. Über 20 Jahre beträgt die Durchschni­ttsrendite 3,9 Prozent.

Offene Immobilien­fonds sind heute wieder Verkaufssc­hlager. Rund fünf Milliarden Euro legten Sparer 2016 in Immobilien­fonds an. Das ist weit mehr als in den Jahren zuvor. Allerdings: Auch die finanziell­e Beteiligun­g an Immobilien kann man ethisch bedenklich finden, schließlic­h ist Wohnen ein Grundrecht der Menschen. Anderersei­ts locken ansehnlich­e Renditen.

Der Anstieg der Immobilien­preise treibt die Preise für Fondsantei­le in die Höhe. Wer jetzt kauft, muss wissen, dass er in historisch teure Grundstück­e und Häuser sein Geld anlegt. Ob deren Preise und damit auch der Wert der Immobilien­anteile zukünftig weiter steigen oder eine Blase platzen wird, das ist völlig offen.

Die Signale aus der Wissenscha­ft und von Marktbeoba­chtern darüber sind durchaus widersprüc­hlich. Riskant sind offenkundi­g vor allem lukrative Lagen in den Metropolen und Fonds, die in Boombranch­en wie der Logistikin­dustrie investiere­n.

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Foto: nd/Ulli Winkler

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