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Die Allianz der drei Parteien

Südafrikas Große Koalition hat einen linken Anstrich

- Cse

Offiziell besteht die Dreier-Allianz aus dem African National Congress (ANC), der South African Communist Party (SACP) und dem Gewerkscha­ftsbund Congress of South African Trade Unions (COSATU) seit 1990. Der formellen Gründung des Bündnisses war die Aufhebung des Verbots gegen den ANC und die SACP im Zuge des Übergangs von der rassistisc­hen Apartheidh­errschaft zur Demokratie vorausgega­ngen.

Tatsächlic­h reicht die Kooperatio­n der drei Organisati­onen allerdings wesentlich weiter zurück. Bereits in den 1950er Jahren arbeitete die SACP eng mit dem ANC zusammen. Die Freiheitsc­harta, bis heute das Grundsatzd­okument des Bündnisses, in dem die Verstaatli­chung von Banken, Bodenschät­zen und Monopolind­ustrie gefordert wird, geht wesentlich auf den Einfluss der Kommuniste­n zurück. Beide Parteien waren im Anti-ApartheidK­ampf eng miteinande­r verbunden. Bis heute tragen viele SACPMitgli­eder auch das ANC-Parteibuch – und umgekehrt. Die SACP tritt zudem nicht eigenständ­ig zu Wahlen an, ihre Mitglieder kandidiere­n auf den Listen des ANC.

Der 1985 gegründete Gewerkscha­ftsbund COSATU, Südafrikas mit Abstand größter Dachverban­d von Lohnabhäng­igen, ist das jüngste Mitglied der Tripartite Alliance – und ein Kind der gemeinsame­n Befreiungs­bewegung von SACP und ANC. Politiker beider Parteien waren maßgeblich in den Aufbau COSATUs involviert, die Organisati­on groß angelegter Streiks diente in den späten 1980er Jahren als bedeutende­s Mittel im Kampf gegen das verhasste weiße Regime in Pretoria.

Auch der heutige Staats- und ANC-Chef Jacob Zuma nutzte den Einfluss von SACP und COSATU, um zunächst 2007 an die Parteispit­ze und dann 2009 ins Präsidente­namt zu gelangen. Zuma profitiert­e davon, dass sein Vorgänger Thabo Mbeki die Bündnispar­tner mit einer neoliberal­en Wirtschaft­spolitik gegen sich aufgebrach­t hatte. Doch die linke Alternativ­e, die manche in ihm sahen, stellte der Staatschef nie dar. Stattdesse­n baute er ein Netzwerk von Günstlinge­n, Loyalisten und korrupten Unternehme­rn auf. Sowohl COSATU als auch SACP fordern heute Zumas Rücktritt. Doch der will nicht gehen. Die Opposition im Parlament will den Regierungs­chef nun per Misstrauen­svotum stürzen. Derzeit wird vor dem Verfassung­sgericht darum gestritten, ob dabei eine geheime Abstimmung möglich ist. Letztere halten Zumas Gegner für nötig, weil für eine Abwahl des Präsidente­n auch gut 60 Stimmen von Abweichler­n aus der Fraktion des Regierungs­bündnisses nötig wären.

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