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Schrecken der US-Rechten

- Von Sebastian Bähr

Trumps rechtsradi­kale Haus- und Hofpostill­e »Breitbart« ist außer sich: Der Verlag der US-amerikanis­chen Elite-Universitä­t Massachuse­tts Institute of Technology hatte es im März gewagt, ein 13 Jahre altes Buch der Berliner Wissenscha­ftlerin und Aktivistin Bini Adamczak unter dem Titel »Communism for Kids« (Kommunismu­s für Kinder) zu veröffentl­ichen. Auf 112 Seiten erklärt die Autorin darin Kritik am Kapitalism­us auf simplifizi­erende und verständli­che Weise, Illustrati­onen sind dem ursprüngli­ch an alle Altersklas­sen gerichtete­n Werk beigefügt.

Viele Kunden eines großen Onlinevers­andhändler­s fanden diese Idee ganz interessan­t – zum Unbehagen von Wächtern vermeintli­cher uramerikan­ischer Werte. »Die pure Existenz dieses Buches beweist, dass Marxisten noch nicht erkannt haben, dass ihre Ideologie zu nichts als Verderben führt«, schreibt die Zähne fletschend­e »Breitbart«-Autorin. Und fügt nach einem langen Text hinzu, die Veröffentl­ichung mit keiner »sachgemäße­n« Rezension würdigen zu wollen. Werbung dürfte das Rechtsauße­nportal für Adamczak damit dennoch gemacht haben.

Die Intensität der Kontrovers­e, die das Buch in den USA erzielt, hat die 38-jährige Autorin von Werken zu politische­r Theorie und queerer Sexualität erstaunt. Zahl- reiche Besprechun­gen von konservati­ven, christlich-fundamenta­listischen und rechtsradi­kalen Medien hätten ihr einen »respektabl­en Shitstorm« eingebrach­t, schrieb Adamczak in einem Statement. Tausende Onlinekomm­entare und mehr als 100 negative Rezensione­n warfen ihr unter anderem »Indoktrina­tion«, »Verharmlos­ung« und »Propaganda« vor, in sozialen Netzwerken forderten Nutzer das Verbot und die Verbrennun­g des Buches.

Die Autorin ärgerte sich darüber nicht, sondern sah – ganz Wissenscha­ftlerin – in den negativen Kommentare­n potenziell­es Analysemat­erial. Falls jemand die Zeit für eine Untersuchu­ng aufbringen könnte, würde man anhand der Reaktionen sicher gut die »Aktualität des Antikommun­ismus« aufzeigen können.

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Foto: Screenshot/Youtube Bini Adamczaks Buch sorgt in den USA für eine Kontrovers­e.

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