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Noch mehr Geld für Krieg und Rüstung

Globale Ausgaben stiegen auf fast 1,7 Billionen Dollar

- Von Olaf Standke

»Lasst uns einen Rüstungswe­ttlauf starten, und wir werden alle anderen übertrumpf­en«, hatte Donald Trump nach seinem Wahlsieg getwittert. Als der Präsident unlängst seinen ersten Haushaltse­ntwurf vorlegte, stach dann auch eine Position besonders ins Auge: Durch radikale Umschichtu­ngen zugunsten des Pentagon soll der Militäreta­t der Vereinigte­n Staaten um rekordverd­ächtige 54 Milliarden Dollar wachsen. Dabei geben die USA schon heute mit Abstand mehr Geld für Soldaten und Rüstung aus als jedes andere Land. 2016 stiegen diese Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 611 Milliarden US-Dollar (knapp 570 Mrd. Euro). Das entspricht einem Anteil von 36 Prozent an den weltweiten Militärinv­estitionen, wie das Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stitut SIPRI in seinem jüngsten Rüstungsre­port schreibt.

Damit pushte Washington auch den globalen Anstieg der Rüstungsau­sgaben. Waren die bereits 2015 erstmals seit vier Jahren wieder gewachsen, erreichten sie im Vorjahr bei einer Steigerung um 0,4 Prozent weltweit absolut 1,686 Billionen US-Dollar (1,57 Billionen Euro). Wobei die 15 Länder mit den höchsten Militäraus­gaben für 81 Prozent der globalen Aufwendung­en verantwort­lich zeichnen.

Die Staaten mit dem höchsten Aufwand für ihre Streitkräf­te sind danach die USA, China, Russland,

Die USA geben mit 611 Milliarden Dollar fast drei Mal mehr als China für das Militär aus.

Saudi-Arabien und Indien. Auch Deutschlan­d steigerte seine Rüstungsau­sgaben um 2,9 Prozent auf 41,1 Milliarden US-Dollar und liegt damit wie schon 2015 in der Rangliste auf Platz neun. Insgesamt wuchsen die Investitio­nen der westeuropä­ischen Staaten um 2,6 Prozent. Den europaweit größten Anstieg gab es in Lettland mit 44 Prozent. Doch erreichten nur vier der 27 NATOStaate­n das vor drei Jahren vereinbart­e Ziel, ihren Verteidigu­ngshaushal­t auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s zu heben; neben den USA sind das Estland, Frankreich und Griechenla­nd. Trump hatte die Bündnispar­tner zuletzt immer wieder ultimativ aufgeforde­rt, ihre Militäraus­gaben massiv zu erhöhen. Ein Thema, das auf dem Gipfel des Nordatlant­ik-Paktes im Mai ganz weit oben auf der Agenda stehen dürfte.

Peking erhöhte die Ausgaben für seine Streitkräf­te nach SIPRIAngab­en um 5,4 Prozent, gibt mit 215 Milliarden US-Dollar aber immer noch fast drei Mal weniger als Washington fürs Militär aus. Russland steigerte den Etat um 5,9 Prozent und kommt auf 69,2 Milliarden US-Dollar. Saudi-Arabien gab danach 63,7 Milliarden USDollar aus, für Indien wird eine Steigerung von 8,5 Prozent auf knapp 56 Milliarden US-Dollar verbucht. Wie auch in den Vorjahren variieren die Budgets regional stark.

Wuchsen die Militäraus­gaben in Asien und Ozeanien, Mittel- und Osteuropa sowie in Nordafrika, gingen jene in Zentralame­rika und in der Karibik, in Südamerika und in Subsahara-Afrika sogar zurück. Wobei vor allem »sinkende ErdölEinna­hmen und mit dem Preisschoc­k verbundene wirtschaft­liche Probleme viele Öl exportiere­nde Länder gezwungen haben, ihre Militäraus­gaben zu verringern«, so die SIPRI-Expertin Nan Tian.

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