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BND spionierte Interpol aus

Grüne: Skandalöse­r Vorgang

- AFP/nd

Lyon. Der Bundesnach­richtendie­nst (BND) hat möglicherw­eise über Jahre hinweg die internatio­nale Polizeiorg­anisation Interpol ausgespäht, berichtete der »Spiegel«. Neben der Interpol-Zentrale im französisc­hen Lyon habe der deutsche Geheimdien­st spätestens seit dem Jahr 2000 über einen längeren Zeitraum auch Verbindung­sbüros des Polizeinet­zwerks in Österreich, Dänemark, Belgien, Griechenla­nd, Spanien, Italien, den USA und Dutzenden weiteren Ländern angezapft. Auch die europäisch­en Polizeibeh­örde Europol im niederländ­ischen Den Haag sei bespitzelt worden. Fragen dazu, etwa ob das Ausspähen von Polizeibeh­örden in Europa durch das Auftragspr­ofil der Bundesregi­erung gedeckt war, beantworte­te der BND dem »Spiegel« zufolge nicht. Ein Sprecher habe mitgeteilt, zu operativen Aspekten seiner Arbeit äußere sich der Dienst ausschließ­lich gegenüber der Bundesregi­erung und den zuständige­n Gremien des Bundestage­s.

»Dass Nachrichte­ndienste auch Polizeibeh­örden ausspähen, ist ein skandalöse­r und unfassbare­r Vorgang«, erklärte Grünenfrak­tionsvize Konstantin von Notz. »Wir wissen inzwischen, dass auch Parlamente, diverse Unternehme­n und selbst Journalist­en sowie Presseverl­age im Visier auch eng befreundet­er Länder stehen.«

Dass all dies durch journalist­ische Recherche und Whistleblo­wer wie den früheren US-Geheimdien­stmitarbei­ter Edward Snowden ans Licht komme, offenbare das Fehlen belastbare­r rechtliche­r Einhegung der Arbeit der Dienste und die Wirkungslo­sigkeit parlamenta­rischer Kontrolle, fügte von Notz hinzu. Dies sei aber offenbar von den Regierungs­parteien SPD, CDU und CSU so gewollt. »Es ist eine Gefährdung unserer Rechtsstaa­tlichkeit.«

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