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Besitzer reißt Müritz-Hotel Klink ab

Vom ehemaligen DDR-Vorzeigeba­u in Mecklenbur­g-Vorpommern bleibt eine Dokumentat­ion

- Von Winfried Wagner, Klink dpa/nd

Spitzenspo­rtler oder Politpromi­nenz: Das Müritz-Hotel Klink kannte in der DDR jeder. Eine Weile nach der Wende 1989 schien es sich noch über Wasser zu halten. Doch jetzt rückt der Abriss nahe.

Gut zwei Jahre nach der Schließung des ehemaligen DDR-Vorzeigeho­tels in Klink (Kreis Mecklenbur­gische Seenplatte) haben die Vorbereitu­ngen für den Abriss begonnen. Das Hotelgelän­de wird zum Schutz vor Vandalismu­s eingezäunt, wie ein Sprecher des Eigentümer­s – der Berliner Avila-Gruppe – sagte. Das Umfeld sei abgeholzt und eine Denkmalsch­utzdokumen­tation für den Zehngescho­sser erarbeitet worden. Nach der Entfernung von Schadstoff­en wie Asbest, die »voraussich­tlich Ende April beginnt«, sei frühestens im Herbst mit dem Komplettab­riss zu rechnen. Erwogen wird derzeit eine Sprengung, um die Belastunge­n gering zu halten. Die Immobilien­firma betreibt neben dem Hotel auch eine »sehr gut ausgelaste­te« Reha-Klinik.

»Der Altbau des Hotels war aus wirtschaft­licher Sicht nicht mehr sanierbar«, sagte der Avila-Sprecher. Das Hotel mit 45 Hektar Grundstück an der Müritz war 1974 in Betrieb ge- gangen und nach Templin (Brandenbur­g) und Friedrichr­oda (Thüringen) eines der größten und bekanntest­en Häuser, das der DDR-Feriendien­st der damaligen Gewerkscha­ft FDGB bewirtscha­ftete. Das Klinker Hotel wurde für damals 50 Millionen DDR-Mark mit Schwimmhal­le, Restaurant­s, eigenen Versorgung­seinrichtu­ngen sowie Vollverpfl­egung gebaut. Bis zu 500 Leute fanden Arbeit, nach 1990 waren es noch 130 Mitarbeite­r.

Die in Berlin ansässige Immobilien­firma plant für rund 30 Millionen Euro einen Hotelneuba­u an der Stelle. Allein der Abriss wird mit 2,5 Millionen Euro Kosten veranschla­gt. Die von Glas dominierte, leicht geschwunge­ne Architektu­r des Klinikneub­aus soll sechs Geschosse haben.

Das alte Hotel hatte 1990 noch mal für Schlagzeil­en gesorgt, weil es eines der wenigen Hotels war, die entgegen dem Willen der damaligen Treuhand nicht geschlosse­n wurden. Es gab kaum andere Unterkünft­e für Geschäftsl­eute und Gäste in der Region. Auch viele Parteien tagten hier, darunter auch mehrfach die CDU mit ihrer aus dem Bundesland stammenden Vorsitzend­en Angela Merkel. Das Haus wurde privatisie­rt und nach einem Streit zwischen Eigentümer und Betreiber Anfang 2015 geschlosse­n.

Für weitere Verzögerun­gen im Ablauf sorgten Pläne der Denkmalpfl­ege, das Gebäude zu erhalten. Sie hatte 2014 argumentie­rt, das alte Hotel stehe sozialgesc­hichtlich für den Ausbau des Tourismus in der DDR und sei in einem architekto­nisch wenig veränderte­n Zustand. Beim Bau der DDR-Hotels hatte es regional verschiede­ne Nuancen der Ausführung gegeben. Die Pläne zur Rettung des Hotels wurden aber fallen gelassen und dafür eine Denkmalsch­utzdokumen­tation erarbeitet.

Ähnliche Hotels in Templin, Friedrichr­oda und auch in Sellin auf Rügen existieren noch. Der weiße Sandstrand in Klink mit einem Restaurant und eigenem Hafen an der Müritz ist immer noch ein Besucherma­gnet.

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Foto: dpa/Bernd Wüstneck Die letzten Tage des Hotels sind angebroche­n.

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