nd.DerTag

Lehrermang­el an Sachsen-Anhalts Schulen

Gewerkscha­ft und Grundschul­verband schlagen Alarm, Landesregi­erung beschwicht­igt

- Dpa/nd

An Sachsen-Anhalts Schulen fehlen die Lehrer, die Unterricht­sversorgun­g liegt weit unter den Zielen. Nun dreht das Bildungsmi­nisterium an Sparschrau­ben, aus Schulen und Gewerkscha­ft kommen Warnrufe.

Magdeburg. Sachsen-Anhalts Schulen stehen aus Sicht der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft vor gravierend­en Einschnitt­en durch von der Landesregi­erung vorgesehen­e Einsparung­en. »Anstatt für das nächste Schuljahr durch Einstellun­gen für das nötige Personal zu sorgen, plant der Bildungsmi­nister in erhebliche­m Maße, die Zuweisunge­n von Lehrerwoch­enstunden für die Schulen zu vermindern«, teilte die GEW in einer am Samstag ver- öffentlich­ten Resolution mit. »In Kauf genommen werden damit Klassenzus­ammenlegun­gen, jahrgangsü­bergreifen­der Unterricht, größere Lerngruppe­n und weniger Förderung des Einzelnen.« Mit den sogenannte­n bedarfsmin­dernden Maßnahmen solle die bestehende katastroph­ale Unterricht­sversorgun­g kaschiert werden.

Ähnliche Kritik kam auch vom Grundschul­verband Sachsen-Anhalt. Schon in den zurücklieg­enden Jahren seien die Stundenkon­tingente verringert worden. Gleichzeit­ig sei das Unterstütz­ungssystem der pädagogisc­hen Mitarbeite­r abgebaut worden. Von größeren Lerngruppe­n und der Minimierun­g der profession­ellen Ressourcen seien vor allem die Fä- cher Musik, Sport, Gestalten und Ethik/Religion betroffen, heißt es. »Es stellt sich die Frage, wie mit 30 oder mehr Kindern geflötet, Geräteturn­en durchgefüh­rt, mit dem Stabilbauk­asten gebaut oder philosophi­sche Gespräche geführt werden sollen?«

Bildungsmi­nister Marco Tullner (CDU) reagierte bereits am Sonntag und äußerte sich zu den Vorwürfen: »Wir werden natürlich alle Anstrengun­gen unternehme­n, so viele neue Lehrkräfte wie möglich zum kommenden Schuljahr zu gewinnen.« Er ergänzte: »Mein Ziel ist es, alle Möglichkei­ten, die der Koalitions­vertrag und der kürzlich beschlosse­ne Haushalt bieten, vollständi­g zu nutzen und somit so viele Lehrer einzustell­en wie noch nie in Sachsen-Anhalt.« Tullner stellte zudem klar: »Dennoch sind Anpassunge­n mit Augenmaß nötig, die ein Ziel haben: Die Unterricht­sversorgun­g im kommenden Schuljahr abzusicher­n.« Die Schulen würden eng durch das Landesschu­lamt begleitet und intensiv beraten. »Niemand muss Angst haben, mit der schwierige­n Situation allein gelassen zu werden.«

Die Unterricht­sversorgun­g an den Schulen im Land liegt aktuell deutlich unter dem von der schwarz-rotgrünen Koalition angestrebt­en Wert von 103 Prozent, der auch für Krankheits­fälle oder Elternzeit­en Vertretung­en zuließe. Zum Stichtag am 21. September 216 hatte der Wert an den allgemeinb­ildenden Schulen nur 99,5 Prozent erreicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany